Rebensburgs zweite WM-Chance: „In Abfahrt Tick besser“
Beaver Creek (dpa) - Viktoria Rebensburg haderte nicht lange mit der verpassten WM-Medaille im Super-G, sondern schaltete fix um. Die nächste große Chance bei den Titelkämpfen in den USA wartet für die beste deutsche Skirennfahrerin schon am Freitag.
„Auf alle Fälle nimmt man Motivation für die Abfahrt mit. Und wenn man die letzten Rennen anschaut, war's bei mir sicherlich in der Abfahrt noch einen Tick besser“, urteilte die 25-Jährige angriffslustig. Der minimale Groll über Platz fünf zum Auftakt der Weltmeisterschaften war da schon heruntergeschluckt - denn natürlich hatte sie auch im Super-G mit dem Podest geliebäugelt.
Dass sich ihre Hoffnungen im ersten Rennen auf der „Raptor“-Strecke in Beaver Creek nicht erfüllten, lag beim WM-Sieg der Österreicherin Anna Fenninger an einer nicht ganz astreinen Fahrt im oberen Abschnitt. „Für die Abfahrt bedeutet das, dass sie sieht, dass sie wirklich noch mal ein bisschen zulegen muss, also keine Reserven hinten drauf lassen“, analysierte der deutsche Alpinchef Wolfgang Maier.
„Es ist ein Ergebnis, wo sie weiß: Okay, ich bin eigentlich dabei“, befand Maier mit der Einschränkung, dass es bei einer WM nun mal in erster Linie um Podiumsplatzierungen gehe. Dafür müsse man „das letzte Hemd geben, auch das Risiko eingehen, dass man auch mal ausscheiden kann“, sagte Maier, der mit Rang elf von Veronique Hronek zufrieden sein konnte.
Dass Rebensburg insbesondere in Abfahrten jederzeit dazu in der Lage ist, hat sie im Weltcup diese Saison mehrfach nachgewiesen. In Val d'Isère schaffte sie es auf Platz zwei, in Cortina d'Ampezzo wurde sie Dritte. Dazu kommen weitere Top-Resultate.
Im Super-G fehlt ihr im WM-Winter noch ein Podestplatz. Auch in den Rocky Mountains zitterte sie vergeblich: „Die Momente da unten im Ziel sind fast spannender, aufregender und schlimmer als beim Start“, sagte die Deutsche, die nach ihrer Zieldurchfahrt zunächst an der Spitze gelegen hatte. Letztlich war sie sogar froh, nicht auf dem undankbarsten aller Plätze gelandet zu sein. „Ich hab' mir dann gesagt: Lieber Fünfte als Vierte“, meinte Rebensburg.
Auf die erste Medaille überhaupt bei ihrer fünften WM muss die Kreutherin nun noch warten. Lindsey Vonn dagegen bekam schon die sechste Plakette bei Welttitelkämpfen, aber die hatte die für sie falsche Farbe: Bronze statt Gold gab's nur für die 30-Jährige, von der die Heimzuschauer in Colorado eigentlich den Sieg erwartet hatten.
„Ich hätte gerne eine neue Chance auf dem Kurs mit ein bisschen weniger Wind“, sagte die Olympiasiegerin, die beim Start mit starkem Gegenwind zu kämpfen gehabt hatte. „Manchmal passieren Dinge einfach. Ich bin in den letzten Jahren verletzt gewesen. In dieser Saison habe ich mehr erreicht, als ich erwartet habe“, bemerkte Vonn, die mit 64 Weltcupsiegen inzwischen alleinige Rekordhalterin bei den Frauen ist. „Am Freitag gibt's eine neue Chance.“
Das gilt auch für Fenninger, die die zweite WM-Goldmedaille ihrer Karriere einheimste. „Das war ein großer Tag. Ich habe genau das geträumt. Ich kann gar nicht sagen, was das bedeutet: Es ist so groß“, schwärmte die Super-G-Olympiasiegerin. Trotz aller schönen Worte nahm sie den WM-Sieg gefasster auf als noch den Triumph vor einem Jahr bei den Winterspielen in Sotschi. „Irgendwo hab' ich gewusst: Ich habe das Größte in der Disziplin schon geschafft. Es waren ganz andere Emotionen als heute“, gab sie zu.