Riesch-Sieg in Vonns „Wohnzimmer“ genialer Auftakt

Lake Louise (dpa) - Fünf Rennen, fünfmal war Maria Riesch besser als Lindsey Vonn - und dann gewann sie auf der Haus- und Hofstrecke der Amerikanerin auch noch ihr erstes Saisonrennen.

„Ein Sieg im ersten Rennen ist immer super, speziell in der Abfahrt, wo die Lindsey sehr dominant war die letzten Jahre. Und dann hier in Lindseys Wohnzimmer zu gewinnen, ist schon etwas Besonderes und freut mich sehr“, sagte Riesch nach dem Erfolg im kanadischen Lake Louise. Hier hatte die Freundin und Dauerrivalin sieben Siege in den vorigen zehn Abfahrten eingefahren. Diesmal musste sich Vonn 0,12 Sekunden zurück mit Rang zwei vor der Österreicherin Elisabeth Görgl begnügen.

Für Riesch hätte die Saison nicht viel besser beginnen können. Der Erfolg im ersten Speedrennen des Winters war der dritte Podestplatz für die Doppel-Olympiasiegerin, die auch die deutsche Erfolgsserie fortsetzte. In den ersten fünf Saisonrennen stand immer mindestens eine deutsche Skirennfahrerin auf dem „Stockerl“. Entsprechend erfreulich schaut für den Deutschen Skiverband (DSV) das noch nicht sonderlich aussagekräftige Gesamtklassement aus, in dem Riesch führt. Zuletzt gewann Vonn dreimal nacheinander die große Kristallkugel, und auch im WM-Winter bahnt sich ein neues Duell zwischen ihr und der zweimal auf Rang zwei geschlagenen Partenkirchenerin an.

„Das wäre natürlich schön. Aber es ist erst das fünfte von fast 40 Rennen vorbei, da kann man noch gar nichts sagen“, mahnte Riesch nach ihrem insgesamt 15. Weltcup-Erfolg, dem fünften in der Abfahrt. „Aber es ist in jedem Fall super, super für mich los gegangen. Für Lindsey war es aber auch nicht schlecht, und ihre starken Rennen wie Val d'Isère und St. Moritz kommen erst noch. Man darf nicht zu sehr auf den Gesamtweltcup schauen, sondern muss konzentriert bleiben.“

Auch Wolfgang Maier, Alpin-Direktor des DSV, hält nichts von Rechenspielen am Anfang der Saison. Aber Maier durfte sich freuen, dass die Frontfrau der deutschen Alpinen mit dem ersten Sieg des Winters etwas für die eigene Zuversicht tat. „Das hätte sie zwar auch mit einem zweiten oder dritten Platz getan, aber ein Sieg in der ersten Abfahrt ist natürlich ein genialer Auftakt, auch für das Selbstvertrauen“, sagte Maier.

So zufrieden er mit Riesch war; die anderen deutschen Abfahrerinnen wurden unter Wert geschlagen. Gina Stechert (Oberstdorf) verfehlte als 18. die anvisierten Top 10. Viktoria Rebensburg (Kreuth/Platz 34) braucht noch Zeit auf der Abfahrt und verpasste ebenso wie Isabelle Stiepel (Mittenwald/Rang 53) Weltcup-Punkte.

Riesch war 2006 auch die letzte Skirennfahrerin gewesen, die Lindsey Vonn auf einer Abfahrt in Lake Louise hatte besiegen können. Die Geschlagene gab sich zumindest äußerlich mit dem zweiten Rang zufrieden. „Wenn Du auf dem Podest stehst, ist es immer ein erfolgreicher Tag. Ein Sieg wäre zwar ein schöneres Geburtstagsgeschenk für meinen Mann gewesen, aber auch der zweite Platz ist schön“, sagte die Abfahrts-Olympiasiegerin.

Vonn sprach damit ein weiteres persönliches Kapitel im Miteinander mit Riesch an. Die beiden Freundinnen feierten schon oft Weihnachten zusammen und stellten in diesem Sommer eine weitere Gemeinsamkeit fest. Lindseys Ehemann Thomas und Rieschs Verlobter Marcus Höfl haben am selben Tag Geburtstag - am 3. Dezember. „Ein kleines Geschenk hab' ich ihm heute Morgen gegeben, aber ich glaube, das größere Geschenk war der Sieg“, meinte Riesch.