Rieschs Aufholjagd: Von 17 auf 2 - Geiger Dritte
Semmering (dpa) - Nach dem verpatzten ersten Lauf war Maria Riesch noch den Tränen nah, am Ende eines grandiosen Jahres und einer großen Aufholjagd schrie die Doppel-Olympiasiegerin lautstark ihre Freude heraus.
Beim Nachtslalom am Semmeringer Zauberberg schob sich die Skirennfahrerin im Schein des Flutlichts mit einem couragierten zweiten Durchgang von Rang 17 noch auf 2 nach vorn - und ließ auch Papa Siegfried an seinem 54. Geburtstag strahlen.
„Da braucht er kein Extra-Geschenk“, scherzte die Führende im Gesamtweltcup, die nach dem zweiten Lauf die Fäuste ballte. „Es waren großartige Tage für mich hier in Semmering mit zwei Podestplätzen“. Am Vortag hatten die Partenkirchenerin als Zweite und Kathrin Hölzl als Dritte bereits als erste Deutsche vor den Toren Wiens im Riesenslalom das Podium erreicht.
Beim dritten Saisonerfolg der Österreicherin Marlies Schild trumpfte Junioren-Weltmeisterin Christina Geiger als Dritte mit dem ersten Weltcup-Podestplatz der Karriere groß auf. „Ja, Wahnsinn. Es ist echt unglaublich, das ich jetzt hier bin“, sagte die 20-Jährige bei der Sieger-Pressekonferenz und blickte ungläubig zu Maria Riesch und Schild. „Das sind die beiden Topläuferinnen, neben ihnen zu stehen, ist unfassbar“.
Marias Schwester Susanne verpasste nach Platz vier im ersten Durchgang durch einen Fehler im zweiten Lauf kurz vor dem Ziel ein besseres Ergebnis als Position 15 und hockte vollkommen aufgelöst im Zielraum. „Das trübt die eigene Freude natürlich ein bisschen“, sagte Maria Riesch mitfühlend.
Angefeuert von ihrem Verlobten Marcus Höfl und ihren Eltern zeigte die 26-Jährige gewohnte Nervenstärke und gab vor 14 000 Zuschauern Vollgas. Um 2,01 Sekunden verbesserte sie die bis dahin gültige Bestzeit der Schwedin Frida Hansdotter. „Es war eine Überraschung, dass ich so einen Vorsprung hatte im Ziel“, meinte die Doppel-Olympiasiegerin.
Da Freundin und Rivalin Lindsey Vonn aus den USA nach neun Sekunden ein Tor im ersten Slalom-Lauf verpasste, baute Maria Riesch nach dem erfolgreichsten Jahr ihrer Karriere mit zwei Olympiasiegen ihren Vorsprung in der Gesamtwertung auf 121 Punkte aus.
Total frustriert hatte sie nach dem groben Schnitzer im ersten Lauf kurz vor dem Ziel noch ihre Handschuhe in den Schnee gepfeffert. „Das ist hart, wenn Du anderthalb Meter vor dem Ziel stehst und Du die Sekunden vor dem inneren Auge vorbeirinnen siehst“, sagte die 26-Jährige. Am Ende war dies fast vergessen.
Nach dem ersten Lauf musste Alpin-Direktor Wolfgang Maier seiner Topathletin wieder ein Lächeln auf das Gesicht zaubern. „Sie fragte, ob sie noch dabei ist. Da hab' ich gesagt: Natürlich. Bei Viktoria Rebensburg hat man gestern gesehen, was noch möglich ist.“ Die Olympiasiegerin war im Riesenslalom von Rang 28 auf neun gefahren, ihre Teamkollegin Maria Riesch vollführte ein noch größeres Kunststück.
Bei der grippegeplagten Vortags-Dritten Kathrin Hölzl war der Akku nach ihrer Energieleistung hingegen leer. Zwar hat sie die Rückenschmerzen wieder unter Kontrolle, doch ihre eitrige Bronchitis verhinderte einen Slalom-Start in Semmering. „Ich gehe davon aus, dass sie am 2. Januar in München fahren kann“, sagte Maier mit Blick auf den Parallel-Slalom auf dem Olympiaberg.