Skirentner Hermann Maier: Hausbau und Südpoltrip
Berlin (dpa) - Auch als Ski-Pensionär ist Hermann Maier ein Mann der Extreme. 400 Kilometer Richtung Südpol bei minus 40 Grad - in den kommenden Wochen will der zweimalige Olympiasieger auf Skiern die Antarktis bezwingen.
„Es ist für mich ein willkommenes Abenteuer. Das ist kein Winterurlaub, wo jeder hinfahren kann“, sagte der Österreicher vor dem Start. Obwohl der Trip im Rahmen einer Fernseh-Dokumentation stattfindet und er in einem Vierer-Team unterwegs ist, hofft Maier auf die Ruhe, die ihm während seiner märchenhaften Alpin-Karriere nur selten vergönnt war. „Ich freue mich auf die Weite, auf die Einsamkeit. Wir sind ja im Nirgendwo.“
Von Südafrika aus will die Crew am 9. Dezember nach Nowolasarewskaja aufbrechen. Nach einer Akklimatisierung soll der Ultramarathon zum Pol kurz vor Weihnachten beginnen. Strapazen, die für Maier, der am 7. Dezember seinen 38. Geburtstag feiert, zu seinem Leben gehören. „Ich habe meinen Körper ziemlich malträtiert, schon in meiner Jugend habe ich keine Rücksicht genommen. Mein Körper war ein Werkzeug, das funktionieren musste.“ Als das Werkzeug rebellierte, seine Bronchien immer häufiger streikten, zog der zweiterfolgreichste Weltcup-Fahrer der Geschichte im Oktober 2009 den Schlussstrich unter seine Laufbahn. „Ich wollte als Gesunder in das nächste Kapitel gehen.“
Statt sich weiter im öffentlichen Rampenlicht zu sonnen, sucht Maier nach seinem Rücktritt nun die Abgeschiedenheit der Berge, unternimmt regelmäßig Skitouren. Ohne den täglichen Trainingsstress sind die dauerhaften Schmerzen verflogen. Zudem erinnerte sich Maier an seine frühere Profession und baute sein Haus um. „Ich habe ausgeschachtet, gemauert, Heizungen installiert und mehr. Wenn man so viel allein macht, hat man auch nie frei“, erzählte der gelernte Maurer jüngst der „Bild“-Zeitung.
Bereits während seiner aktiven Laufbahn nahm sich Maier keine Pause, nur ein schwerer Motorradunfall im Jahr 2001 konnte ihn zeitweilig bremsen. 54 Weltcups gewann er, viermal die große Kristallkugel, drei WM-Titel. Noch heute sind seine 2000 Punkte aus der Saison 2000 unerreicht - den „Mythos als Außerirdischer“ (ORF) begründete jedoch sein 30-Meter-Flug bei Olympia 1998, der sich weit über den Sport hinaus ins kollektive Gedächtnis haftete. „Ich war wirklich stolz als Österreicher, dass der Hermann wieder aufgestanden ist nach dem großen Sturz und dann zwei Goldmedaillen gewonnen hat“, huldigte ihm „Terminator“ Arnold Schwarzenegger, „das war gigantisch.“
Wie sein Landsmann in die Politik gehen zu wollen, hat Maier nie rigoros abgelehnt. Doch bei seinem Profi-Abschied beeilte sich der „Herminator“, die rasant auftauchenden Spekulationen über seine Zukunft zu zerstreuen. „Zum Beispiel, dass ich für das Amt des Bundespräsidenten kandieren oder Dorfpfarrer werden könnte“, berichtete Maier von zahlreichen Gerüchten, „das ist natürlich alles Blödsinn und Schwachsinn.“
Einen Ski-Trainerschein kann er ebenfalls noch nicht vorweisen, obwohl ihn die österreichischen Medien bereits zum Coach der Rot-Weiß-Roten schreiben wollten. Und auch die Einladung, als Vorläufer bei der WM in Garmisch kommenden Februar seine Rückkehr auf einer großen Piste zu feiern, schlug er aus. „Wenn, dann fahre ich ordentlich.“