Sorgen um Riesch: Mit Virusgrippe ins Bett

Garmisch-Partenkirchen (dpa) - Sorge um Maria Riesch: Nur einen Tag nach Bronze im Super-G droht eine Virusgrippe der Doppel-Olympiasiegerin einen Strich durch die Medaillenrechnung zu machen.

Die 26-Jährige, die sich am Vorabend „nicht wohl“ gefühlt hatte und bei der Fieber aufgetreten war, brach am Mittwoch das erste Abfahrtstraining gleich nach dem Auslösen der Zeitmessung ab. Damit folgte sie dem Ratschlag des Mannschaftsarztes, der sie nach einer „intensivierten medikamentöse Therapie“ zur Erholung in den Abend entließ.

Ob ein Start bei der nächsten Entscheidung gefährdet ist, „kann ich überhaupt nicht sagen“, erklärte Alpin-Direktor Wolfgang Maier beim von Riesch nach nur einem Tor beendeten Trainingslauf. Am Freitag steht die Super-Kombination an, am Sonntag die Abfahrt. Wäre es heute um Edelmetall gegangen, „wäre sie sicher geschwächt gewesen“, meinte Maier, der mit mehreren Ausfällen von Viktoria Rebensburg und der Hängepartie um Kathrin Hölzl schon genug Rückschläge für das deutsche Team hinnehmen musste.

Dass die angeschlagene Riesch überhaupt an den Start des Trainings ging, war eine „Vorsichtsmaßnahme“, wie Maier sagte. Um bei einer Abfahrt und auch der Super-Kombination starten zu dürfen, muss eine Sportlerin zumindest bei einem Training die Zeitmessung ausgelöst haben. Das hat die Doppel-Olympiasiegerin damit erfüllt.

Ob sie aber am Donnerstag startet, ist offen. „In Abhängigkeit des weiteren Verlaufs in den nächsten Stunden und der Nacht, wird Donnerstagfrüh zeitnah entschieden, ob ein Start beim zweiten Abfahrtstraining aus medizinischer Sicht sinnvoll ist“, sagte Teamarzt Hannes Scherr, der von einer „beginnenden Virusgrippe“ ausging.

Wegen des Fiebers hatte Riesch am Tag des Bronzemedaillengewinns schon eine Infusion bekommen. Beim Mittwochstraining fuhr sie ein Tor. Dann schwang sie ab, zuckte mit den Schultern, packte sich schnell in warme Klamotten und eilte zum Arzt.

Anders als Lindsey Vonn hat Riesch wenigstens einen notwendigen Trainingslauf schon in der Tasche. Die nach dem Super-G enttäuschte Amerikanerin ließ wegen der Folgen ihrer Gehirnerschütterung die Testfahrt auf der Kandahar aus und müsste nun am Donnerstag im Training starten, um in der Super-Kombi um die Medaillen mitkämpfen zu dürfen. Ihr Start bei der zweiten Entscheidung der Damen ist allerdings „unwahrscheinlich“, wie ihr Ehemann und Berater Thomas Vonn sagte: „Es ist noch nicht offiziell, aber es sieht danach aus“.

Am Mittwochmorgen noch hatte man im deutschen Lager nicht angenommen, dass sich Rieschs Zustand im Laufe des Tages verschlechtern würde. „Wir hatten in der Früh geglaubt, dass es doch geht“, sagte Maier, dessen Vorzeige-Sportlerin am Vormittag noch trainierte. „Doch das Fieber ist höher geworden.“ Dass sich Riesch bei Riesenslalom-Olympiasiegerin Rebensburg, die den Super-G krank ausgelassen hatte, angesteckt hat, wurde als unwahrscheinlich angesehen. Schließlich schläft Riesch, deren großes Ziel vor allem die Abfahrt ist, zu Hause und nicht im Teamhotel.

Von Glück ist der Deutsche Skiverband in Garmisch-Partenkirchen wahrlich nicht verfolgt. Stephan Keppler verletzte sich als bester Speedfahrer im Team, Weltmeisterin Kathrin Hölzl kann seit Wochen nicht trainieren. Dann musste Rebensburg passen, Gina Stechert nach einem Daumenbruch die WM nach dem Super-G abhaken - und jetzt auch noch Medaillengarantin Riesch.

Wieder einmal erschweren gesundheitliche Probleme die WM-Medaillenpläne von Maria Riesch. Die Titelkämpfe 2005 in Bormio hatte Riesch wegen eines Kreuzbandrisses verpasst, die WM 2007 kam nach ihrem zweiten Kreuzbandriss noch zu früh. 2009 in Frankreich stürzte Riesch im Training, kämpfte sich aber eindrucksvoll zurück und wurde mit Slalom-Gold belohnt.