„Superinfektion“ bereitet Rebensburg schwierige Saison

Cortina d'Ampezzo (dpa) - Die bunten Jacken der deutschen Mannschaft, das Olympische Dorf oder die Unterkunft ihres Servicemanns - mit all dem hat sich Viktoria Rebensburg drei Wochen vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi noch kaum beschäftigt.

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Notgedrungen, denn die Olympiasiegerin im Riesenslalom hatte über weite Teile des Winters andere Sorgen. „Was nehme ich, was habe ich schon genommen und wann muss ich das nächste Mal zum Doktor. Da dreht man irgendwann durch“, berichtet Rebensburg über die Zeit ihrer Lungenentzündung. „Ich habe zwischenzeitlich Angst gehabt, dass ich überhaupt wieder gesund werde.“

Die Weltcup-Rennen im völlig verschneiten Cortina d'Ampezzo an diesem Wochenende sind für die 24-Jährige deswegen kein Kräftemessen mit der Konkurrenz, sondern eine Standortbestimmung für sich selbst. Und nach zwei Monaten mit starken gesundheitlichen Problemen eine Art Neustart in die Saison. „Ich denke nicht, dass ich schon 100 Prozent fit bin. Aber ich kann auf alle Fälle trainieren“, sagt Rebensburg. „Ich möchte mich von Fahrt zu Fahrt steigern und hintasten.“ Große Erwartungen dürfe man nach der gesundheitlichen Schwächung nicht haben, sagt Alpindirektor Wolfgang Maier. Top-Ten-Plätze bei Abfahrt und Super-G am Wochenende wären ein „gelungener Einstieg“.

Begonnen hatte die Krankengeschichte in Nordamerika. Die dünne Luft in der Höhe von Beaver Creek machten der ohnehin angeschlagenen Rebensburg zu schaffen. Dann die arktische Kälte in Lake Louise mit Temperaturen jenseits der minus 30 Grad. Im Anschluss der lange Flug zurück nach Deutschland, „dann war's vorbei, da bin ich flach gelegen“. Zu einem viralen Infekt kam ein bakterieller hinzu, die Ärzte sprachen von einer „Superinfektion“. Statt Ski, Helm und Stöcke waren Rebensburgs wichtigste Begleiter nun „Bett, Couch und Tee“.

Die Winterbilanz ist deshalb - zwangsläufig - mit Blick auf den Saisonhöhepunkt in Sotschi alles andere als vielversprechend. Nach dem dritten Platz beim Auftaktrennen in Sölden gab es in den weiteren sechs Rennen, an denen Rebensburg teilnahm, noch ein Top-Ten-Resultat. Das war's. „Das ist für sie mehr als nur bitter. Aber auch das ist ein Teil des Geschäfts“, sagt Maier mit Blick auf die Rückschläge.

Und was bedeutet das für Sotschi? „Vor der Saison war sicher das Ziel, um eine Medaille mitzufahren, aber wenn ich meine Saison hernehme, ist es so, das andere Favorit sind“, meint Rebensburg. Bei ihrer Premiere 2010 in Vancouver war sie nur Außenseiterin - und auch diesmal gehört sie nach einem Winter mit viel Pech sicher nicht zu den Topanwärtern. Gold-Favorit ist schon eher die Schwedin Jessica Lindell-Vikarby, die in fünf Rennen einmal gewann und zweimal Zweite wurde.

Im Deutschen Skiverband trauen sie Rebensburg einen Coup wie vor vier Jahren trotzdem zu, als sie im Alter von 20 Jahren zu Gold fuhr und seither unter den besten der Welt etabliert ist. „Das muss nicht unbedingt einen negativen Einfluss auf Sotschi haben“, meint Maier zu den Resultaten und den Trainingspausen. „Leute wie die Vicky, die seit vielen Jahren in der Weltspitze sind, die können das schon kompensieren.“

Daran scheint auch Rebensburg selbst zu glauben. Einen niedergeschlagenen Eindruck macht sie in Cortina nicht, verbreitet vielmehr Zuversicht - und hat zumindest zu den regenbogenfarbenen Jacken aus der Olympia-Kollektion des DSV-Ausrüsters doch noch einen Kommentar: „Die sind tragbar. Wir fallen auf alle Fälle auf.“