Überraschungsgast bei Vonns Rekordsieg
Cortina d'Ampezzo (dpa) - Kaum hatte Lindsey Vonn alpine Ski-Geschichte geschrieben, wartete im Zielbereich zur großen Überraschung Tiger Woods als erster Gratulant.
Der extra eingeflogene und dick vermummte Top-Golfer fing seine überwältigte Freundin ab und gab ihr zur Belohnung für die Rekordfahrt in Cortina d'Ampezzo ein Küsschen. Sekunden zuvor hatte sich Vonn mit ihrem 63. Weltcup-Sieg als alleinige Rekordhalterin ein sportliches Denkmal gesetzt. „Ich habe mir nicht gedacht, dass das passieren kann. Die USA sind stark von Rekorden getrieben, deshalb hoffe ich, dass mein Rekord meinem Sport in den USA hilft“, sagte Vonn nach ihrem Erfolg im Super-G auf der „Olimpia delle Tofane“-Rennstrecke.
Ganze 35 Jahre hatte der Langzeit-Rekord der Österreicherin Annemarie Moser-Pröll von 62 Erfolgen aus den Siebzigern und Achtzigern gehalten, ehe Vonn am Sonntag durch ihren Abfahrtssieg erst gleich- und tags drauf sogar vorbeizog. „Das gibt's doch gar nicht“, meinte die 30-Jährige nach ihrer Ausnahmevorstellung überwältigt in Richtung ihres Freundes, ehe sich beide ergriffen in die Arme fielen. Nicht nur die lange angepeilte Weltcup-Bestmarke im Frauen-Ranking, sondern auch Woods' Anwesenheit an sich übermannten Vonn. „Ich habe keine Ahnung gehabt, dass er kommt. Er hat mir noch eine SMS geschickt und viel Glück gewünscht“, berichtete sie.
Die Aufklärung gab's später, der Papa hatte alles geschickt eingefädelt. „Mein Vater hat allen gesagt, dass niemand das Geheimnis verraten dürfe, dass er da ist, und es hat funktioniert, dabei kann in meiner Familie niemand ein Geheimnis für sich behalten“, sagte Vonn. Gefühlsgeladen blickte sie auch auf die harten Winter in den vergangenen beiden Jahren zurück, als Vonn von gleich zwei Kreuzbandrissen zurückgeworfen worden war. „Ich habe alles gegeben und alles zurückbekommen. Das ist ein Traum“, gestand sie.
Ihre Vorgängerin Moser-Pröll schickte ebenfalls Glückwünsche Richtung Italien. „Dem Skisport kann nichts Besseres passieren. Sie wertet den Sport durch ihre Leistungen auf und ist eine ausgesprochen liebe Person. Sie hat die Möglichkeit, weitere Rekorde zu schaffen“, sagte die Salzburgerin, die das Rennen im Fernsehen verfolgt hatte.
Zwei Wochen vor Beginn der Weltmeisterschaften in Vail und Beaver Creek bestätigte Weltklassefahrerin Vonn damit auch eindrucksvoll ihre Gold-Ambitionen in den schnellen Disziplinen. Viktoria Rebensburg hätte da sicher nicht mithalten können - ein Platz unter den Top 5 wäre aber allemal drin gewesen für die beste deutsche Speedfahrerin in dieser Saison. Mit prima Zwischenzeiten lag die 25-Jährige in Italien erneut aussichtsreich im Rennen, ehe ihr ein leichter Fehler alles kostete. „Ich hab' einen Schlag erwischt, dann gingen die Skier auseinander, der eine in die, der andere in die andere Richtung“, erklärte sie nach ihrem Ausfall und urteilte: „Da hast Du keine Chance mehr und musst froh sein, wenn du nicht stürzt.“
Auch Wolfgang Maier hatte Rebensburg viel zugetraut. „Schade, dass sie uns da ausfällt, sonst hätte sie wieder eine tip-top-gute Vorstellung abgegeben“, sagte der Alpinchef des Deutschen Skiverbandes (DSV). Womöglich wäre hinter Vonn sogar ein Platz auf dem Podest machbar gewesen, stattdessen aber sicherten sich die zweitplatzierte Österreicherin Anna Fenninger und Tina Weirather aus Liechtenstein Podiumsfotos neben Vonn. „Ich war bei der letzten Zwischenzeit vier Hundertstel hinter der Lindsey, da wäre einiges möglich gewesen“, kommentierte Rebensburg selbst verärgert.
Kaum besser drauf war im Ziel Veronique Hronek, die auch im vorletzten Super-G vor WM-Beginn als 29. die Norm des Deutschen Skiverbands verpasste. „Das war heute gar nichts, von oben bis unten. Mein Timing war miserabel, ich habe vor jedem Tor zu wenig Richtung gehabt“, bemängelte sie. Eine letzte Chance bleibt Hronek jetzt in St. Moritz am Wochenende. „Wir sind immer noch der Hoffnung, dass sie noch ein Highlight setzt“, sagte Maier. Ann Katrin Magg wurde 40., Patrizia Dorsch kam wie Rebensburg nicht ins Ziel.
Die zehn Rennfahrerinnen mit den meisten Weltcuperfolgen im Überblick:
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