Neureuther gewinnt Slalom in Wengen - „Meisterleistung“
Wengen (dpa) - Felix Neureuther feierte seinen elften Weltcup-Sieg mit erhobenen Händen und breitem Grinsen, Konkurrent Henrik Kristoffersen ging gar auf die Knie und zog seinen Helm. Als Dritter fehlte dem Norweger schon fast eine halbe Sekunde auf Neureuther.
Der Italiener Stefano Gross hatte beim Slalom in Wengen als Zweiter 0,20 Sekunden Rückstand auf den WM-Zweiten, der sich mit einer furiosen Fahrt im Finale noch von Rang fünf nach vorne gearbeitet hatte. „Das war einfach eine Meisterleistung“, sagte Wolfgang Maier der Deutschen Presse-Agentur. Der Alpindirektor des Deutschen Skiverbands (DSV) betonte: „Und er hat kein Glück gehabt, sondern hat das zu jeder Zeit souverän nach unten gebracht.“
Eine Woche vor dem Alpin-Klassiker in Kitzbühel und gut zwei Wochen vor der Eröffnungsfeier der Ski-WM in Vail und Beaver Creek feierten tausende Fans Neureuthers Glanzleistung in der Schweiz. „Es ist großartig auf diesem Hang zu gewinnen. Für mich macht es keinen Unterschied, ob ich Fünfter, Vierter oder Erster bin. Ich pushe immer“, berichtete Neureuther. Fritz Dopfer, der mit seiner eigenen Leistung und Rang sieben etwas haderte, lobte: „Gratulation an Felix, das war allererste Sahne.“ Neureuther übernahm zudem die Führung in der Torlauf-Wertung des Weltcups.
Noch im ersten Durchgang wirkten Dopfer und Neureuther nicht so flink wie gewohnt, landeten dennoch mit nur rund einer halben Sekunde Rückstand auf den Halbzeit-Führenden Mattias Hargin aus Schweden auf den Rängen vier und fünf. Insbesondere Neureuthers Fahrt durch den Schnee gewann im Nachhinein an Wert: Nach eigenen Angaben war der 30-Jährige mit eingeschränkter Sicht unterwegs. Er habe auf dem linken Auge nur schlecht sehen können, berichtete er in der ARD. Das sei eine gelegentlich auftretende Folge seines Autounfalls vor den Olympischen Winterspielen im Vorjahr.
Im Gegensatz zu Dauerrivale Marcel Hirscher kam Neureuther aber ins Ziel. Der Torlauf-Weltmeister fädelte mitten in einer bärenstarken Fahrt kurz nach der zweiten Zwischenzeit ein. Nach 29 Weltcup-Slaloms ohne Ausfall erwischte es den Österreicher. „Lieber schnell und ausscheiden als Siebenter und ein riesengroßes Fragezeichen über dem Kopf“, sagte Hirscher der Österreichischen Nachrichtenagentur APA. Die verfrühte Abreise aus Wengen erfolgte „ohne Ärger und Zorn“. Bei den Hahnenkammrennen in Kitzbühel will Hirscher kommende Woche in der Kombination am Freitag und dem Slalom am Sonntag starten.
Den Spezialslalom in Tirol will dann auch Linus Strasser nutzen, um womöglich mit einem Top-15-Resultat zumindest die halbe Quali-Norm für die WM zu erfüllen. „Es ist mein großes Ziel, mich für die WM zu qualifizieren“, sagte Strasser, der in der Schweiz 21. wurde. Maier zeigte sich sehr angetan von den jüngsten Fahrten des Müncheners und sagte nach dessen zehntem Weltcup-Auftritt, Strasser sei „auf jeden Fall jemand, der auf der Liste für die WM steht. Er ist ein Kandidat.“
Trotz eines Fehlers im ersten Durchgang hatte es Strasser ins Finale geschafft. „Eine richtig stabile Fahrt, eine gute Fahrt, aber nicht voll am Limit“, berichtete der 22-Jährige. Den beiden nach ihm startenden „Weltklasseläufern“ aus seinem Team, Dopfer und Neureuther, habe er gefunkt: „Vollgas geben. Man kann im Lauf voll attackieren.“ Neureuther zeigte, wie gut.