Alpinchef sieht Slalom-Damen „rumturnen“
Flachau (dpa) - Der deutsche Alpinchef brauchte lange, um Worte zu finden für das Debakel seiner Slalom-Damen. Die aber saßen dann.
„Im Augenblick ist das schon historisch, dass man sich gar nicht einmal annähernd an die Top 15 heranbewegt, das sucht seinesgleichen“, grantelte Wolfgang Maier mit Blick auf die katastrophale Ausbeute seiner Frauen in allen sechs Weltcup-Torläufen vor der Ski-WM im Februar. Ein 18. Platz von Christina Geiger aus dem November in Aspen ist noch das vorzeigenswerteste Resultat, am Dienstag beim Flutlichtslalom in Flachau schaffte es Barbara Wirth als beste Athletin des Deutschen Skiverbandes (DSV) gar nur auf Rang 22.
Die vom DSV definierte WM-Norm erfüllte als einzige Riesenslalom-Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg. Die aber ist seit ihrem Materialwechsel in Abfahrt und Super-G vielversprechender unterwegs als in ihrer eigentlichen Spezialdisziplin. In Torläufen - zu Zeiten einer Maria Höfl-Riesch lange Jahre eine deutsche Paradedisziplin - startet sie ohnehin nicht.
Maier reagierte erzürnt auf die schwache Slalom-Saison und sah seine Wut auch als angebracht an. „Man hat natürlich in dem Sport auch Emotionen, und die kann ich nicht ausschalten. Ich kann nicht hierherkommen und sagen: Ich mach' jetzt da den Suppenkasper für das, dass wir da irgendwo rumturnen.“
Die Entscheidung, wer mit Blick auf eine benötigte zweite Fahrerin im Team-Event trotz verpasster Vorgabe des Verbandes mit nach Colorado fliegen darf, steht noch aus. Erste Kandidaten sind die jungen Maren Wiesler (21), die in Flachau als 17. des ersten Laufs im Finale unglücklich ausschied, und Marlene Schmotz (20), die Maier bereits öffentlich als Kandidatin genannt hatte. Wiesler gab sich nichtsahnend. „Das weiß ich gar nicht, wie das läuft, wie das entschieden wird, weil die Norm habe ich nicht erfüllt“, sagte sie.
Den erfahreneren Christina Geiger (24) und Barbara Wirth (25) werden nach etlichen enttäuschenden Vorstellungen in dieser Saison dagegen kaum Chancen auf eine Nominierung eingeräumt. Mit „ein bisschen mehr oder weniger Unvermögen“ hätten sich seine Starterinnen präsentiert, wie so oft im WM-Winter, befand Maier: „Es hat sich eigentlich nichts geändert, es ist genauso gekommen wie prognostiziert.“ Wichtig sei die richtige Einstellung. „Wir machen Leistungssport, wir sind hier, weil wir auch etwas darstellen wollen“, betonte er.
Hier und da fehle ihm aber der letzte Tick Einsatz. „Wir haben nicht die Quantität an Läuferinnen, bei denen du wirklich das Gefühl hast: Die sind talentiert und haben die nötige Härte, das Thema auch durchzuziehen“, kritisierte Maier. „Man braucht auch als Athlet eine gewisse Begeisterung für den Sport, man braucht eine Begeisterung dafür, sich bis ans Limit zu quälen. Und das habe ich zurzeit nicht.“
Ein schnelles Ende der Slalom-Krise ist nicht absehbar - ganz gleich, wen Maier und Damen-Bundestrainer Markus Anwander schließlich mit zur WM nehmen. Trotz der Schwierigkeiten werde er die „richtigen Hebel“ finden, die ein oder andere der jungen Skirennfahrerinnen „vorwärtszubringen“, versprach der Alpindirektor. „Wir müssen die ein, zwei oder drei Jahre durchstehen - und die stehen wir durch.“