Verletzungen: „Nackenschläge“ für deutsche Alpine

München (dpa) - Die deutschen Skirennfahrerinnen sind drei Wochen vor dem Start in die neue Weltcup-Saison vom Verletzungspech verfolgt. Nach Susanne Riesch fällt auch Gina Stechert mit dem dritten Kreuzbandriss ihrer Karriere für den kompletten Winter aus.

Isabelle Stiepel muss drei Monate pausieren - das Speed-Team der Damen um Doppel-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch ist damit nur noch halb so groß wie geplant. „Das tritt schon sehr komprimiert auf und hat einen extrem bitteren Beigeschmack“, sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier.

Drei Wochen vor dem Saisonstart mit Riesenslalom für Damen und Herren im österreichischen Sölden gibt es aber immerhin auch eine Nachricht, die Hoffnung macht. Die ehemalige Weltmeisterin Kathrin Hölzl ist nach langer Pause zumindest wieder in das Athletiktraining eingestiegen. Wann die 27-Jährige wieder auf den Schnee und wann in den Weltcup zurückkehren kann, ist aber noch offen.

Beim Abfahrtstraining in Chile hatte es vor anderthalb Wochen Susanne Riesch erwischt und in der letzten Trainingsfahrt im Super-G verletzte sich Stechert. „Der schwere Sturz meiner Schwester Susanne in Chile hat mich sehr schockiert“, sagte Gesamtweltcupsiegerin Maria Höfl-Riesch, deren Vorbereitung durch Mikrofrakturen im Sprunggelenk beeinträchtigt war. Dann musste die 26-Jährige auch noch die Verletzung von Freundin Gina Stechert erleben. „Auch ihr wünsche ich von Herzen alles Gute für ihre Reha-Zeit und dass sie schnell wieder fit wird.“ Die 23-jährige Susanne Riesch erlitt wie Stechert einen Kreuzbandriss, musste zudem an Meniskus und Schienbeinkopf operiert werden. Die 21-jährige Stiepel ist ebenfalls am Knie verletzt.

Die einmalige Weltcup-Gewinnerin Stechert wurde bereits in München operiert. „Ich habe so eine Rehabilitation schon zweimal erlebt. Ich weiß also, was auf mich zukommt, und was ich zu tun habe. Mein Ziel ist es, im WM-Winter 2013 wieder top fit zu sein“, sagte die 23-Jährige aus Oberstdorf. Auch Susanne Riesch, die bei einem günstigen Heilungsverlauf in knapp sechs Monaten wieder mit dem Schneetraining beginnen kann, will sich auf die Reha konzentrieren, „um im WM-Winter wieder voll angreifen zu können“, sagte die zweimalige Weltcup-Podestfahrerin. Wenn das überhaupt ein Trost sein kann: Wenigstens werden in dieser Saison keine Medaillen bei einem Großereignis vergeben.

Bleiben im Speed-Team, in dem Susanne Riesch in diesem Winter vor allem mit Blick auf die Kombination Fuß fassen wollte, drei Fahrerinnen. Zum einen Top-Athletin Maria Höfl-Riesch, dazu Riesenslalom-Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg, die schon einige Top-10-Plätze in Abfahrt und Super-G einfuhr. Dritte im Bunde ist die 20-jährige Veronique Hronek. Sie ist noch ohne Weltcup-Platzierung.

Bestenfalls punktuell werden Sportlerinnen aus dem Europacup bei Weltcups mitfahren. Alles andere wäre eine Überforderung der jungen Sportlerinnen, betonte Maier. Seit Jahren ist der Sportdirektor bestrebt, die Mannschaftsstärke bei den Speed-Disziplinen mit Bedacht zu vergrößern. Die Verletzungsgefahr ist höher als bei den technischen Disziplinen, das Thema Angst spielt eine größere Rolle und im Nachwuchsbereich scheuen sich manche Eltern, ihre Kinder in den Abfahrtssport zu lassen. „Da sind solche Verletzungen Nackenschläge“, bekannte Maier.