Vonns 60. Weltcupsieg beschert ihr „glücklichsten Tag“

Lake Louise (dpa) - Nach zwei Jahren voller Rückschläge bedeutete der Abfahrtssieg von Lake Louise alles für Lindsey Vonn.

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„Ich denke schon, dass es der glücklichste Tag meines Lebens ist“, sagte die US-Sportikone überwältigt, als sie im Zielraum mit Tränen in den Augen um passende Worte für ihre phänomenale Rückkehr in den alpinen Skisport rang. Im erst zweiten Rennen nach ihrem zweiten Kreuzbandriss demonstrierte die 30-Jährige wie in alten Zeiten ihre Extraklasse; von Zurückhaltung, Trainingsrückstand oder gar Angst vor einer erneuten schweren Verletzung war bei Vonns 60. Weltcupsieg nichts zu sehen. „Ich genieße diese Zeit jetzt, vom Selbstvertrauen her wird es jeden Tag viel besser“, berichtete sie.

Beeindruckt von der Gala-Performance am Samstag mit Vonns erstem Erfolg seit Januar 2013 als Ergebnis war auch die Konkurrenz. „Dass es nach so langer Zeit wieder funktioniert und passt, da muss man den allergrößten Respekt zollen“, befand Viktoria Rebensburg, die nach Abfahrtsrang zehn tags zuvor nun als Fünfte beste Deutsche wurde.

Vonn bewertete das Rennwochenende in Kanada auch mit Blick auf den achten Platz vom Freitag beim Sieg der Slowenin Tina Maze als „perfektes Comeback, unglaublich und sehr emotional“. In sporthistorischer Hinsicht kam die Amerikanerin ihrem erklärten Fernziel, die 62-Siege-Marke der österreichischen Weltcup-Rekordhalterin Annemarie Moser-Pröll zu knacken, näher. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich soweit kommen würde in meiner Karriere. Das ist ein großer Schritt“, kommentierte sie ergriffen.

Beim Deutschen Skiverband (DSV) bilanzierte man den von Stacey Cook und Julia Mancuso komplettierten ersten US-Dreifacherfolg in der Geschichte des alpinen Skisports auch mit Wehmut. Früher, als sich Maria Höfl-Riesch mit Vonn noch spannende Duelle lieferte, gab es noch eigene Siegoptionen. „Vonn hat schon immer ein ganz außergewöhnliches Niveau gehabt, aber sie hat jetzt bei weitem nicht mehr so starke Konkurrenz wie zu Zeiten, als beispielsweise Maria noch dabei war“, analysierte DSV-Alpinchef Wolfgang Maier. „Es sind ganz wenige, die ihr das Wasser reichen können. Wenn sie in Vollform ist, kommt da keiner ran“, prognostizierte Maier, der Vonn erst bei „85 bis 90 Prozent“ sieht.

Das aber reichte schon, um zwei Monate vor den Welttitelkämpfen in Vonns Heimat Vail und Beaver Creek mit aller Macht die Ambitionen zu verdeutlichen. Etwas, was im DSV-Team allenfalls Rebensburg halbwegs gelang. „Der Lauf am Freitag war auch nicht schlecht, aber mit dem fünften Platz bin ich total happy“, sagte sie. Michaela Wenig konnte sich dagegen mit einem 47. und einem 42. Platz eben so wenig für die WM empfehlen wie Veronique Hronek, die am Samstag ausschied.