Bitteres Ende: Skispringer verpassen Medaille
Oslo (dpa) - Die deutschen Skispringer sind beim WM-Teamspringen von der Großschanze vom Wind und wohl auch von der Jury benachteiligt worden. Martin Schmitt, Richard Freitag, Severin Freund und Michael Uhrmann kamen auf Platz vier und verpassten Bronze um 0,7 Punkte oder einen halben Meter.
Österreich feierte bei der vierten Skisprung-Entscheidung den vierten Titel, und das ganz souverän vor Norwegen und Slowenien. Kopfschütteln gab es für die Blitz-Entscheidung der Jury, den Wettbewerb nach dem ersten Durchgang wegen der heftigen und wechselnden Winde abzubrechen.
„Diese Entscheidung ist nicht nachvollziehbar. Es waren viele Leute hier und wir hatten noch viel Zeit. Es gab jetzt auch nicht mehr Wind als vorher. Der Abbruch ist etwas fragwürdig, vor allem auch, weil er so schnell entschieden wurde. Wir sind heute definitiv nicht auf der Sonnenseite“, meinte Bundestrainer Werner Schuster sichtbar enttäuscht. Dennoch akzeptierte er den Endstand. „Das ist Leistungssport. Es ist natürlich schade, dass es so ausgegangen ist und die Medaille würde uns auch zustehen. Es war aber klar, dass der Wind den einen tragen wird und den anderen nicht. Wir müssen damit leben“, analysierte der Coach.
Einer konnte mit der Entscheidung nur schwer umgehen: Michael Uhrmann. Der Bayer aus Rastbüchl beendete mit der Team-Entscheidung seine Karriere und hatte eine Medaille als Ziel verkündet. Seine Kollegen hatten eine hervorragende Grundlage geschaffen. Zunächst sprang Schmitt trotz einer Windböe im unteren Drittel solide und stand den Sprung mit einer wackligen Landung. Dann schlug die Stunde des Auers Freitag. Mit einem Super-Flug auf 132 Meter - dem mit Abstand weitesten in seiner Gruppe - brachte er das DSV-Quartett deutlich in Führung. „Ich komme hier richtig gut klar, auch mit den Bedingungen“, sagte er. Freund verwaltete den Vorsprung, obwohl Andreas Kofler mit Schanzenrekord von 141 Metern die Österreicher bis auf zwei Punkte heranrückte.
Dann wurde Uhrmann vom Wind nicht begünstigt. „Es war nicht der Bombensprung, aber ich habe mir auch nichts vorzuwerfen. Ich hatte auf den ersten 50 oder 60 Metern kein Gefühl. Ich dachte immer, dass nun endlich der Druck unter dem Ski kommt, aber der kam nicht. Ich bin einfach nicht ins Fliegen gekommen. Das ist ganz bitter“, stammelte der Rastbüchler und fügte entschuldigend hinzu: „Es tut mir leid.“ 110 Meter waren zu kurz, zumal die Slowenen, Norweger und Österreicher bessere Bedingungen hatten und den zum Teil riesigen Rückstand nicht nur wettmachen konnten. Statt des sogar möglichen WM-Titels gab es nur lange Gesichter.
Kein Vorwurf kam von den Kollegen. „Wir hätten im zweiten Durchgang angegriffen. Martin war bereits mit den Vorbereitungen fertig und erkundigte sich, wann es weitergeht. Aber gegen die Jury-Entscheidung kann man nichts machen. Wir hatten das Podest in jedem Fall im Blick“, bemerkte Severin Freund. Und Schmitt sagte nüchtern: „Wir haben die Medaille verloren. Das musst du bei solchen Bedingungen einkalkulieren. Da kann man nichts machen.“