Bundestrainer Weinbuch: „Ein schönes Gefühl“

Oslo (dpa) - Hermann Weinbuch war nach dem Titelgewinn von Eric Frenzel in der Nordischen Kombination bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Oslo gerührt wie selten. Der 50-Jährige Bundestrainer konnte den sechsten WM-Titel in seiner seit 1996 währenden Amtszeit bejubeln.

Im dpa-Interview spricht er über den Wettkampf, den neuen Weltmeister und seinen nahenden Abschied aus dem Amt des verantwortlichen Coaches.

Gold und Silber in der ersten WM-Entscheidung - was geht in Ihnen vor?

Weinbuch: „Es ist ein schönes Gefühl. Solche Tage gibt es ja nicht so oft. Vor einem Jahr bei Olympia war ich alles andere als froh. Dass wir so schnell aufstehen und zurückkommen können, hatte ich nicht gedacht. Mein persönliches WM-Ziel von zwei Medaillen haben wir schon erfüllt. Es darf also heute ein wenig gefeiert werden.“

Vier Wochen gab es keinen Wettkampf. War das im Nachhinein betrachtet immer noch nachteilig?

Weinbuch: „Wir haben die Wochen genutzt und hart gearbeitet. Speziell Eric und Tino Edelmann haben beim Springen Fehler ausgemerzt und nie aufgegeben. Die anderen Nationen wie Österreich und Norwegen waren vor der Pause sehr gut drauf. Sie sehen das jetzt sicher anders. Aber was sollten sie auch groß verbessern? Es lief ja bei ihnen.“

Eric Frenzel hat den Wettbewerb als Solist gewonnen. Hatten Sie Angst, dass es schiefgehen könnte?

Weinbuch: „Als es vor dem Lauf zu schneien begann, bin ich schon nervös geworden. Immerhin musste Eric als Schneepflug fungieren. Und hinten kamen starke Läufer wie Felix Gottwald. Als Eric aber nach der zweiten Runde immer noch führte und der Vorsprung konstant blieb, habe ich gehofft, dass er durchkommt. Er ist speziell auf diesen schweren Strecken ganz stark, kann sein Tempo halten und auf der letzten Runde noch zusetzen. Vorausgesetzt, er hat sich nicht schon völlig verausgabt.“

Beim Springen hat er erneut mit einem Schanzenrekord überzeugt. War das zu erwarten?

Weinbuch: „Eric braucht einen perfekten Absprung, dann geht es weit. Er hält ja mehrere Schanzenrekorde. Ich muss aber auch sagen, dass wir volles Risiko gegangen sind und einen Ski benutzt haben, der ganz sensibel auf den Absprung reagiert. Das war eine grenzwertige Entscheidung, die hätte auch schiefgehen können.“

Ihr junges Team hat überzeugt, die Plätze eins, zwei und vier sprechen für sich. Ist Deutschland plötzlich wieder eine Macht?

Weinbuch: „Das Team hat einen starken Tag gehabt, keine Frage. Aber der Umbruch ist noch nicht abgeschlossen. Der Weg, den wir gehen, ist schwer. Ob wir am Montag im Team wieder so auftrumpfen können, ist nicht vorhersehbar. Solche Erfolge geben aber Selbstvertrauen. Für mich ist es eine Bestätigung, dass unser Weg richtig ist. Das ist wichtig, zumal das Ende meiner Trainer-Laufbahn bevorsteht.“

Sie wollen noch vor Olympia 2014 zurücktreten?

Weinbuch: „Die Gründe liegen im privaten Bereich. Ich habe zwei ganz kleine Kinder, bin fast nie zu Hause. Da bleibt viel auf der Strecke. Um diesen Job erfolgreich auszuüben, musst du unheimlich viel investieren. Das kann ich mit der Verantwortung für die Familie nicht auf Dauer. Ich werde mit dem Skiverband reden, ob es eine andere Lösung gibt.“

Interview: Gerald Fritsche, dpa