Der heimliche WM-Star: Gössner begeistert
Val di Fiemme (dpa) - Ein Lächeln hier, ein Kopfnicken da, schließlich Umarmungen und Küsschen zur Begrüßung - für Miriam Gössner ist der Ausflug zum Skilanglauf wie ein nach Hause kommen.
Egal, wo die Biathletin aus Garmisch bei der nordischen Ski-WM in Val di Fiemme auftaucht, sie wird freundlich empfangen. Und sie zahlt es mit ihrem ungezwungenen, sympathischen Lachen zurück. Schon vor ihrem ersten Auftritt am Dienstag im 10-Kilometer-Lauf ist sie der heimliche Star dieser WM.
„Es ist irre, wie ich hier aufgenommen wurde. Die Jungs und Mädels sind alle so nett“, schwärmt die 22-Jährige und fühlt sich pudelwohl. Und das, obwohl sie mit einigem Bauchgrummeln die Reise ins Fleimstal angetreten hatte. Schließlich war es ihre eigene Entscheidung gewesen, ein drittes Mal bei den Langläuferinnen auszuhelfen. Von der Führung des Deutschen Skiverbandes war nur die Anfrage gekommen, ob sie es sich vorstellen könne. „Es ist ja nicht so ohne. Da kommt eine aus einer anderen Disziplin und beansprucht einen Platz im Team. Ich war mir nicht sicher, wie die Mädels reagieren“, erzählt Gössner. Doch mit der Ankunft am vergangenen Dienstag im Mannschaftsquartier war jegliche Skepsis verflogen.
Nach der verkorksten Biathlon-WM kann Gössner im Langlauf-Team wieder den Kopf freibekommen. So zumindest sieht es Bundestrainer Frank Ullrich. „Vielleicht läuft sie sich hier ohne den Druck von außen so frei, dass sie ab Freitag auch beim Biathlon wieder ganz vorn mitmischen kann“, meint Ullrich und betont: „Von uns gibt es für sie keine Zielvorgaben. Miri hat einfach Spaß am Langlauf, und den soll sie hier haben. Wenn sie in der Staffel ihren Beitrag zu einem schönen Ergebnis leistet, wäre das toll.“
Schließlich hat die Zollhauptwachtmeisterin bereits zweimal die Erfahrung gemacht, wie es sich anfühlt, in einer Langlaufstaffel Erfolg zu haben. Bei den Weltmeisterschaften 2009 in Liberec und bei den Olympischen Winterspielen 2010 trug sie maßgeblich zum Gewinn der Silbermedaillen bei. Seitdem wird sie auch von der internationalen Langlauf-Konkurrenz mit Respekt und einer gewissen Ehrfurcht beachtet.
Wie gut die laufstarke Biathletin im Vergleich mit den Spezialistinnen sein wird, weiß momentan niemand. „Ich bin gespannt darauf und stelle mir keine Ziele“, bemerkt Gössner. Zumindest sei es ungewohnt, nach so langer Zeit wieder ein Rennen ohne Waffe auf der Schulter zu bestreiten. „Das ist alles viel leichter“, sagt sie, betont aber zugleich: „Ich bin und bleibe Biathletin.“ Und so verzichtet sie sogar auf eine mögliche Siegerehrung und Medaillenübergabe nach der Staffelentscheidung am Donnerstag in Val di Fiemme. Zu der Zeit wird sie bereits wieder im Flugzeug sitzen, um am Freitag den Sprint beim Biathlon-Weltcup in Oslo zu laufen.