DSV-Quartett nach Jury-Entscheidung WM-Zweiter

Val di Fiemme (dpa) - Ein Rechenfehler hat den deutschen Skispringern die Silbermedaille bei den Weltmeisterschaften in Val di Fiemme beschert und Norwegen ins Tal der Tränen geschickt.

Nachdem man zuvor schon über Bronze gejubelt hatte, machte eine Juryentscheidung die Schützlinge von Bundestrainer Werner Schuster endgültig glücklich. Zuvor war bereits ein erlösendes „Jaaaa“ aus vier Männerkehlen durch das Skisprungstadion von Predazzo gehallt, als die Punktzahl nach dem letzten Springer aufleuchtete. Zu diesem Zeitpunkt freuten sich Andreas Wank, Severin Freund, Michael Neumayer und Richard Freitag über die Bronzemedaille als Lohn für den Kampfgeist und die harte Arbeit. Am fünften Titel in Serie für Österreich gab es keine Zweifel.

„Man kann sich gar nicht vorstellen, wie schwer Rechnen ist. Ich bin froh, dass wir die Medaille gewonnen haben. Wir wollten Gold, da haben wir noch etwas zu tun. Freund und Neumayer haben in der zweiten Runde den Anschluss an Österreich verloren. Aber wir haben einen guten Wettkampf gemacht und speziell Richard hat heute seine Reifeprüfung abgelegt“, lobte Schuster den Schlussspringer, den er bei den Wettbewerben zuvor noch kritisiert hatte.

Die Dramatik war am Samstagabend kaum zu überbieten. Das Mannschaftsspringen entwickelte sich zu dem Krimi, den alle erwartet hatten. Dass er über das Wettkampfende hinaus andauerte, lag an der Jury. Die hatte den Norwegern Anders Bardal und Anders Jacobsen Punkte gutgeschrieben, die diesen gar nicht zustanden. Im ersten Versuch fuhr Bardal von Gate 21 ab, berechnet wurde aber die Luke 20. Jacobsen war von Luke 20 gestartet, berechnet wurde jedoch das Gate 19. Die 6,7 Pluspunkte, die man den Skandinaviern insgesamt gutschrieb, wurden nach minutenlanger, nervenaufreibender Aufarbeitung nach dem Springen wieder abgezogen. Norwegen verlor nicht nur den zweiten Rang, sondern rutschte hinter Polen sogar auf Platz vier zurück.

Wank als Startspringer sorgte in beiden Durchgängen für einen gelungenen Einstand. „Die Flüge waren sehr schön, leider habe ich beide Male die Landung nicht so hinbekommen. Da habe ich einige Punkte liegen lassen“, sagte der Oberhofer, der in der Mannschaftsentscheidung wieder einmal seine beste Leistung abrufen konnte. Freund war dagegen nicht ganz zufrieden. Zwar sprang der Bayer solide, doch war er in beiden Versuchen zu früh vom Schanzentisch weggekommen. „Da konnte er leider nichts rausholen“, bemerkte Schuster und auch Freund selbst wusste: „Ich hätte für Richard Freitag einiges vorlegen können. Dann hätten wir sogar um Gold mitspringen können.“

Neumayer haderte mit sich. „Im zweiten Durchgang war ich sehr spät am Schanzentisch. Das ärgert mich, denn dadurch habe ich sicher mindestens drei Meter verschenkt. Die hätten wir gut brauchen können“, sagte der Berchtesgadener. Doch Freitag behielt die Nerven. Auch dank der tollen Haltungspunkte hielt er Polen auf Distanz und rettete einen Vorsprung von 0,8 Punkten, was die sichere Medaille bedeutete. „Ich freue mich, dass mir zwei so gute Sprünge gelungen sind“, sagte der Sachse und ergänzte: „Für Norwegen ist es ziemlich ärgerlich, wenn man sich schon freut und dann noch vom Treppchen rutscht. Aber so sind die Regeln. Wir sind umso glücklicher.“

Österreichs Titelheld war Manuel Fettner. Der WM-Debütant verlor bei der Landung im Finale einen Ski, rettete sich jedoch durch eine artistische Einlage auf einem Ski über die Sturzlinie und verhinderte somit Punktabzüge. Die Trainer aller Nationen applaudierten. Kollegen und Konkurrenten stürmten auf den Österreicher zu, um ihn zu diesem Stunt zu beglückwünschen.