DSV-Sportdirektor Pfüller: „Sehr gute Mannschaft“
Val di Fiemme (dpa) - Die nordischen Weltmeisterschaften in Val di Fiemme sollen für den Deutschen Skiverband (DSV) zu einem Erfolg werden. Ein Jahr vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi sind sie zugleich eine wichtige Standortbestimmung.
Die Ziele sind trotz der mächtigen Konkurrenz aus Skandinavien und Russland anspruchsvoll. Im Interview der Nachrichtenagentur dpa spricht DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller über Erwartungen und Möglichkeiten, aber auch Hoffnungen bei seiner letzten nordischen WM vor dem Ruhestand.
Vor zwei Jahren sprachen Sie angesichts einer nacholympischen Saison von einer Umbruch-WM. Im nächsten Jahr haben wir wieder Olympische Winterspiele. Was ist dieses Mal zu erwarten?
Thomas Pfüller: „Die Erfahrungen der zurückliegenden Jahre besagen, dass die vorolympische Saison klare Tendenzen aufzeigt. Ein Auf- oder Abwärtstrend ist bis zu den Spielen nicht mehr zu stoppen. Olympia wird ein Spiegelbild der Weltmeisterschaften werden.“
Wo stehen die deutschen Athleten?
Pfüller: „Wir haben eine sehr gute Mannschaft aufgestellt. Wir wollen die Titelkämpfe erfolgreich beenden. Dass wir das können, haben die Ergebnisse in diesem Winter bewiesen.“
Welche Medaillenziele gibt der Verband aus?
Pfüller: „Sechs- bis siebenmal Edelmetall peilen wir schon an. Damit würden wir uns in dem Bereich der vergangenen Weltmeisterschaften bewegen. Besonders schön wäre es, wenn wir in allen vier Disziplinen eine Medaille holen könnten.“
Wer soll die Kastanien aus dem Feuer holen?
Pfüller: „Die Kombinierer sind eine Medaillenbank. Nur sollten wir nicht erwarten, dass sie in jedem Wettkampf zwei Medaillen holen. Wir haben vier Top-Leute, von denen einer durchkommen sollte. In dieser Disziplin sind wir bestens aufgestellt.“
Was ist mit den Skispringern?
Pfüller: „Ich bin mir sicher, dass die Springer uns viel Freude machen werden. Sie haben sich toll entwickelt. Zwar sind wir nicht dort, wo einst Sven Hannawald und Martin Schmitt in ihren besten Jahren waren. Aber das waren Ausnahmeathleten. Heute haben wir nicht nur einen, der mitmischen kann, sondern drei, vier junge, erfolgshungrige Springer. Und dazu noch einen Michael Neumayer, der den Kampf angenommen hat. Vieles ist von der Tagesform abhängig.“
Bei den Skispringerinnen lief es dagegen bisher nicht nach Wunsch.
Pfüller: „Die Skisprung-Frauen sind nicht so gut, als dass sie um die vorderen Ränge mitspringen könnten. Das hat die Saison gezeigt. Da hatten wir uns mehr erhofft. Dort gibt es leider keinen Aufwärtstrend. Es wäre schön, wenn wir vielleicht im erstmals ausgetragenen Mixed-Wettbewerb vorn dabei sein könnten, um eine ordentliche Ausgangsposition für Olympia zu haben, wo die Frauen erstmals antreten werden.“
Hat man die Entwicklung etwas verschlafen?
Pfüller: „Warum die Athletinnen ihr durchaus vorhandenes Potenzial nicht abrufen können, weiß ich momentan nicht. Wir haben ja schon mal WM-Silber gewonnen, kommen also nicht aus dem Niemandsland. Andere Nationen sind aber viel stärker geworden.“
Bliebe noch die Wundertüte Langlauf.
Pfüller: „Bei den Männern sind wir in einer Umbruchphase. Nicht nur bei den Trainern, sondern vor allem bei den Athleten. Zu den Routiniers um Tobias Angerer kommen die jungen Leute, von denen in Zukunft einiges zu erwarten ist. Ich denke da an Tim Tscharnke und Hannes Dotzler. Aber die Konkurrenz aus Norwegen und Russland ist richtig stark, dazu kommen Einzelkönner wie Dario Cologna.“
Also sind die Aussichten auf Medaillen eher gering?
Pfüller: „Es kommt meiner Meinung nach darauf an, durch eine gezielte Einsatzplanung das Maximum herauszuholen. Wenn heute der Skiathlon gelaufen wird und morgen der Teamsprint, muss man eben genau abwägen, ob man alle in den 30-Kilometer-Lauf schickt oder die Kräfte für den Teamsprint spart, weil dort größere Chancen bestehen. Das trifft auch auf den Damen-Bereich zu. Dort haben wir einen großen Schritt nach vorn gemacht. Aber auch hier ist die Weltspitze noch ein Stück weg, so dass wir uns in erster Linie auf den Teamsprint und auf die Staffel konzentrieren sollten. Insgesamt sollten wir im Langlauf nicht leer ausgehen.“
Für Sie wird es die letzte nordische Ski-WM vor dem Ruhestand. Was sind Ihre ganz persönlichen Wünsche?
Pfüller: „Ich will vor allem eine schöne WM erleben. Mein Ziel war es immer, den Verband so zu entwickeln, dass wir in allen Bereichen - also Alpin, Nordisch, Biathlon, Freestyle und Snowboard - Medaillen gewinnen können. Wenn das so passiert, bin ich überaus zufrieden. Die Nordischen spielen also eine mitentscheidende Rolle.“