Hoffnungsträgerin Herrmann soll WM-Spur legen

Val di Fiemme (dpa) - Nach der Abwanderung von Evi Sachenbacher-Stehle ins Biathlon-Lager drohte der Skilanglauf der Frauen in der Versenkung zu verschwinden. Doch ausgerechnet die als Sturzpilotin bekannte Denise Herrmann entwickelte sich zu einer Hoffnungsträgerin.

Herrmann lächelt. Trotz aller Strapazen, die das Langlauf-Training mit sich bringt, ist die junge Frau glücklich. Jahrelang musste sie sich schinden, um überhaupt in den oberen Leistungssport-Regionen anzukommen. Und nun ist die einst als Sturz- und Bruchpilotin bekanntgewordene Sächsin am Donnerstag im ersten Wettbewerb der nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Val di Fiemme sogar die große Hoffnungsträgerin. Ein gutes Ergebnis im Klassik-Sprint, und der deutsche Erfolgszug könnte Fahrt aufnehmen. Der Gedanke an eine Medaille ist für Herrmann allerdings völlig abwegig. Schon das Erreichen des Halbfinals und damit ein Platz unter den Top 12 wäre ein sehr gutes Ergebnis.

Erst mit zwölf Jahren begann sie ernsthaft mit dem Leistungssport, als sie ans Sportgymnasium Oberwiesenthal wechselte. Sie brachte viele Voraussetzungen für eine gute Langläuferin mit, was sich auch schnell in Ergebnissen ausdrückte. Herrmann gewann den DSV-Schülercup und den Deutschland-Pokal. Einer erfolgreichen Karriere schien nichts im Wege zu stehen. Bis zu jenem verhängnisvollen Abend im Spätherbst 2007, als sie einen Hustensaft aus dem elterlichen Medizinschrank nahm und trank. Es war die falsche Flasche. Tags darauf standen die Dopingkontrolleure vor ihrer Tür und überführten die damals 17-Jährige. Ein direktes Dopingvergehen wollte man ihr nicht unterstellen, doch eine Einjahressperre musste sie in Kauf nehmen.

Denise Herrmann steht zu diesem Negativerlebnis. „Es gehört zu meiner Karriere“, sagt sie. So schlimm die Zeit ohne Wettkämpfe auch war, sie hat sie noch stärker gemacht. 2011 wechselte sie auch aus beruflichen Gründen nach Ruhpolding und trainiert nun mit dem Gros der Nationalmannschaft bei Bernd Raupach. Aus der hauptsächlich im Sprint beheimateten Läuferin wird mehr und mehr eine Allrounderin - die Ergebnissen dieses Winters bestätigen das.

„Denise ist unheimlich trainingsfleißig, arbeitet vehement an ihren Schwächen. Das zahlt sich schon jetzt aus. Und ihre Leistungsgrenzen sind noch lange nicht ausgeschöpft“, sagt Bundestrainer Frank Ullrich über die 1,75 Meter große Athletin. Sie selbst sieht sich für die WM-Aufgaben gerüstet, ist locker wie selten. „Ich fühle mich gut in Form und werde ab Donnerstag alles rauslassen“, verspricht Herrmann und verweist auf die schon grandios zu nennende Tour de Ski. Dort erreichte sie Ergebnisse, die sie sich noch nicht einmal selbst zugetraut hätte.

Gemeinsam mit Hanna Kolb aus Buchenberg will sie im Sprint die Favoritinnen Marit Björgen aus Norwegen und Justyna Kowalczyk aus Polen etwas ärgern. Nicht nur hinter vorgehaltener Hand sprechen beide vom Halbfinale als Ziel.

Das wäre für die Männer schon eine Sensation. Der Sprint, auf den sich die starken Nationen Norwegen, Schweden, Russland und Kanada längst spezialisiert haben, ist für die DSV-Athleten eher eine Disziplin zum „Warmlaufen“. Unter diesem Gesichtspunkt sollte man deshalb auch den Auftritt von Axel Teichmann sehen, der überraschend nominiert wurde. Die jungen Sprinter Alexander Wolz (Buchenberg) und Sebastian Eisenlauer (Sonthofen) sind bei ihrer WM-Premiere vor allem zun Lernen dabei.