Langlauf-Bundestrainer Ullrich schmeißt him
Oslo (dpa) - Frank Ullrich mag nicht mehr der Buhmann sein. Nach anhaltender Kritik an seiner Arbeit durch seine Vorgesetzten ist der Langlauf-Bundestrainer zurückgetreten und hat seine Zusammenarbeit mit dem Deutschen Skiverband (DSV) grundsätzlich beendet.
Um das mitzuteilen, suchte sich der Thüringer den legendären Holmenkollen als Bühne aus. Und verdarb damit auch der erfolgreichsten deutschen Langläuferin, Claudia Nystad, etwas die Abschiedsparty.
„Wenn dir einer derart ins Gesicht spuckt, kann es nur eine Konsequenz geben“, sagte Ullrich der Deutschen Presse-Agentur, nachdem er zuvor in der ARD während des 30-Kilometer-Rennens der Damen seinen Entschluss verkündet und begründet hatte. „Ich habe in den ganzen Jahren viel für den DSV getan und geholfen, wo immer es ging. Aber man bekommt nichts zurück“, sagte Ullrich enttäuscht.
„Dass nach der besonders im männlichen Bereich nicht zufriedenstellend verlaufenen Saison entsprechende strukturelle Konsequenzen gezogen werden müssen, war allen Beteiligten klar. Wir hätten uns gewünscht, dass wir nach der Saison die Dinge in Ruhe analysieren“, sagte DSV-Sportdirektorin Karin Orgeldinger am Sonntag. Ullrich sei über Jahrzehnte einer der besten und erfolgreichsten Trainer im DSV gewesen. Wir werden noch einmal das Gespräch mit ihm suchen“, erklärte die Sportdirektorin.
Das Fass zum Überlaufen gebracht hatte DSV-Generalsekretär Thomas Pfüller, der in der vergangenen Woche bei der Biathlon-WM in Kontiolahti über die Medien massive Kritik an Ullrichs Arbeit geäußert hatte. Ohne zuvor mit dem Gescholtenen zu reden.
„Man muss völlig unzufrieden sein, was die Entwicklung im Skilanglauf betrifft. Da habe ich eine andere Auffassung, die letztens rüberkam, teilweise auch vom Bundestrainer, der davon spricht, dass wir im Männerbereich mit einer jungen Mannschaft im Aufbau begriffen sind“, hatte Pfüller kritisiert, nachdem die Langläufer bei der WM in Falun zum zweiten Mal hintereinander medaillenlos geblieben waren. „Erst danach hat er mir aufs Band gesprochen und gesagt, wir müssten mal reden“, erzählte Ullrich.
Er selbst hatte zuvor schon einen Rücktritt angeboten. Zumal es im Saisonverlauf auch schon von Orgeldinger Kritik gegeben hatte. „Da sind Giftpfeile geflogen von Personen, von denen man das nicht erwartet hätte. Ich bin durchaus kritikfähig. Aber sie muss konstruktiv sein und gehört nicht in die Öffentlichkeit, wenn man vorher nicht mit den Leuten persönlich geredet hat“, sagte Ullrich.
Dass er selbst mit den Resultaten nicht zufrieden war, hatte der scheidende Coach immer wieder betont. „Aber ich vernichte die Athleten nicht in der Öffentlichkeit. Wir haben oft sehr deutliche und harte Worte gefunden, aber eben nur intern. Das ist auch eine Frage des Respekts“, betonte der 57-Jährige.
Bei den Diskussionen um die Personalie Ullrich ging der sportliche Saisonabschluss unter. Nicole Fessel beendete den 30-Kilometer-Lauf auf einem respektablen achten Rang. Claudia Nystad lief im letzten Rennen ihrer Karriere als Letzte mit der deutschen Fahne in der Hand über den Zielstrich, wurde von den Zehntausenden Zuschauern, Teamkollegen aber auch Konkurrenten jedoch noch einmal wie eine Siegerin gefeiert.
„Einen schöneren Abschied hätte es nicht geben können“, schwärmte die zweimalige Olympiasiegerin, die mit elf Medaillen bei Winterspielen und Weltmeisterschaften erfolgreichste deutsche Langläuferin ist. Die Siege am Holmenkollen gingen bei den Herren über 50 Kilometer an Surje Röthe, das Frauen-Finale entschied Marit Bjørgen für sich.