Probe für den Ernstfall: Nystad testet in Oberhof
Oberhof (dpa) - Die Herbst-Leistungstests der deutschen Langläufer gehen in Oberhof in die zweite Runde. Dem Vergleich mit den Biathleten in Ruhpolding folgt nun die traditionelle Kontrollwoche am Rennsteig.
Rückkehrerin Claudia Nystad probt den Ernstfall.
Bei fünf Wettkämpfen auf dem Laufband, in der Skihalle, auf der Cross-Strecke und in der Arena Oberhof will die zweimalige Langlauf-Olympiasiegerin bis Sonntag nicht nur ihre Form überprüfen, sondern dabei auch den Ablauf der Tour de Ski proben. Denn die Serie über die Jahreswende ist für sie nach dem Rücktritt 2010 und ihrem Comeback in diesem Jahr noch Neuland.
Eigentlich möchte sie die Olympia-Norm - einmal mindestens Platz acht oder zwei Platzierungen unter den ersten 15 im Weltcup - bereits bis Weihnachten schaffen. Für die Wettkampfperiode mit Weltcups vom 28. November bis 22. Dezember in Kuusamo, Lillehammer, Davos und Asiago hat ihr Bundestrainer Frank Ullrich bereits einen Freibrief ausgestellt. „Weihnachten mit erfüllter Norm wäre schön. Wenn's nicht klappt, versuche ich es bei der Tour de Ski, wo meistens ja nicht alle dabei sind“, sagte die Oberwiesenthalerin.
Ullrich hat keine Zweifel, dass die Rückkehrerin erfolgreich sein wird. „Claudia ist jetzt schon eine Verstärkung für die Mannschaft, sportlich und charakterlich. Sie wird eine Stütze unserer Staffel“, sagte er bereits vergangene Woche in Ruhpolding.
Die 35 Jahre alte Oberwiesenthalerin hat sich mit Trainer Bernd Raupach in Ruhpolding auf ihr Comeback vorbereitet. Neben Kraftausdauer feilt sie konzentriert an der Lauftechnik. „Beim gemeinsamen Wettkampf mit den Biathletinnen bin ich nur die erste von drei Runden sauber gelaufen. Damit habe ich noch Probleme. Manchmal kommt es mir vor, als könnte ich Arme und Beine nicht richtig koordinieren. Aber dafür wird trainiert und Schwierigkeiten sind da, um überwunden zu werden“, sagte sie.
Dass sie im Winter nach dreijähriger Weltcup-Pause in der Weltspitze mitlaufen kann, steht für sie außer Frage. „Wenn das nicht so wäre, würde ich das Comeback abbrechen. Aber ich will es schaffen. Die Sehnsucht nach Wettkämpfen im Schnee ist von Jahr zu Jahr nach dem Rücktritt als Olympiasiegerin in Vancouver immer größer geworden. Ich hätte es mir nicht verziehen, wenn ich es nicht nochmal probiert hätte“, erzählte die in Ramsau am Dachstein wohnende Sächsin.
Körperlich sei es ihr nicht schwergefallen, die Belastungen des Trainings zu verkraften. „Das Hochtrainieren ist nicht so schwer. Das macht rund 70 Prozent der Leistung aus. Der Rest ist Kopfsache. Das Training gibt mir aber auch körperlich und seelisch viel zurück“, beschreibt Nystad ihre Situation. Sie will ihre dreijährige Studentenzeit mit Bachelor-Abschluss als Wirtschaftsinformatikerin nicht missen. „Dadurch bin ich innerlich ruhiger geworden und habe überhaupt keine Zukunftsangst. Ich weiß, dass ich auch nach meiner Laufbahn einen mich befriedigenden guten Job finden kann. Jetzt zählt aber der Langlauf. Ich bin damit noch nicht am Ende, will nach Sotschi“, sagt sie.
Das „Projekt Wiederbeginn“ hat sie auf zwei Jahre ausgelegt. „Wenn ich in Sotschi meine Möglichkeiten gut ausschöpfen kann, werde ich im Winter darauf noch besser sein. Da bin ich mir sicher“, sagte Nystad. Erst nach der WM 2015 in Falun werde sie neu planen. Dabei stünde aber fest: „Bevor ich 40 Jahre alt werde, will ich zwei, besser drei Kinder“.