Sorgen der Langläufer: Infekte und Formschwäche
La Clusaz (dpa) - Infekte und Formschwäche: Die deutschen Skilangläufer bekommen beim Weltcup im französischen La Clusaz am Wochenende keine Mannschaft mehr zusammen. Mit Tim Tscharnke (Biberau) und Philipp Marschall (Unteralba) hat Bundestrainer Jochen Behle nur noch zwei Herren am Start.
Nachdem nun auch Nicole Fessel (Oberstdorf) wegen Erkrankung absagen musste, ist das Damen-Team mit Steffi Böhler (Ibach) und Katrin Zeller (Oberstdorf) ebenfalls auf zwei geschrumpft. „An die Besetzung von Staffeln ist nicht zu denken“, sagte Behle, der so eine Ausfallquote noch nie erlebt hat.
Um seine Stars macht sich der Coach keine Gedanken. Tobias Angerer (Vachendorf) und Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl), die mit Formproblemen zu kämpfen hatten, erhielten eine Auszeit. Die zuletzt erkrankten Axel Teichmann (Bad Lobenstein) und Jens Filbrich (Frankenhain) begannen am Freitag mit scharfen Trainingseinheiten, um bei der am Silvestertag beginnenden Tour de Ski in Form zu sein.
Anders sieht es bei Franz Göhring (Zella-Mehlis) und Tom Reichelt (Oberwiesenthal) aus. Göhring erlebte einen gesundheitlichen Rückfall, bei dem momentan niemand sagen kann, wie er sich auswirkt. Reichelt musste mit einem schweren Magen-Darm-Infekt sogar kurzzeitig ins Krankenhaus. „Wir werden ein starkes Team an den Tour-Start bringen. Davon bin ich überzeugt“, sagte Behle.
Ganz sicher nicht bei der Tour werden die Sprinter Josef Wenzl (Zwiesel) und Daniel Heun (Gersdorf) sein. Beide sahen bei den bisherigen Wettkämpfen kein Land und sorgten dafür, dass die Misere im deutschen Sprint-Lager weiter geht. „Wir haben das Problem, dass die Sprinter den Prolog nicht überstehen. Wenn das gelingt, ist sicher einiges möglich“, erklärte Behle.
Bisher brachte das neue Modell mit der Auslagerung der Sprinter in die Schweiz zu Trainer Tor Arne Hetland nichts. „Tor Arne ist ratlos, zumal ja auch die Schweizer nicht viel reißen. Wenn die Ergebnisse nicht kommen, können wir so nicht weitermachen“, bemerkte Behle. Ob Fehler im Formaufbau gemacht wurden, kann er nicht sagen. „Fakt ist, dass Josef für den Prolog die Tempohärte fehlt. Vielleicht hat er zu viel Krafttraining gemacht. Sprinter sind zum großen Teil heute keine Hünen mehr. Den typischen Sprinter gibt es nicht mehr“, sagte der Bundestrainer. Bei den deutschen Meisterschaften müssen Wenzl und Heun nun vorn sein, um weiter im Weltcup starten zu können und damit die Chance auf eine WM-Nominierung zu wahren.
Nebenbei macht sich Behle Gedanken um ein neues Konzept. „Wir haben nicht so eine große Auswahl an Läufern. Deshalb kann es sein, dass wir in Zukunft wieder vermehrt die Allrounder fördern, die auch Stärken im Sprint haben. Schließlich gibt es so viele eigenständige Sprint-Weltcups gar nicht mehr, nachdem viele Wettbewerbe zu Mini- Touren zusammengefasst wurden. Da haben Allrounder größere Chancen als Spezialisten“, sagte Behle.