Top-Kombinierer Frenzel: Optimismus im Olympia-Winter

Kuusamo (dpa) - Der Anblick des ersten Schnees in der Winter-Traumlandschaft von Kuusamo hat bei Eric Frenzel fast schon kindliche Gefühle ausgelöst.

„Die Vorfreude auf die anstehende Saison ist bei mir sehr groß. Es liegt ein langer Sommer hinter uns und ich bin bereit, mich endlich wieder im Weltcup zu messen“, verkündete Deutschlands herausragender Nordischer Kombinierer vor dem Saisonauftakt in Finnland. „Ich stelle eine gewisse Erwartungshaltung bei mir fest. Die Zeichen stehen gut für einen positiven Einstand in den Winter.“

Der in der Vorwoche 25 Jahre altgewordene Weltmeister und Gesamtweltcupsieger ist der große Hoffnungsträger im DSV-Team, das nach einem knallharten Sommertraining gut vorbereitet in die Olympia-Saison geht. „Wir werden aufgrund unseres Trainingsaufbaus in Kuusamo noch nicht so spritzig sein, wie ich es mir dann für Sotschi erhoffe, dennoch bin ich mit dem derzeitigen Leistungsstand sehr zufrieden und sicher, dass der letzte Schliff mit den ersten Wettkämpfen kommen wird“, schätzte Bundestrainer Hermann Weinbuch die Lage optimistisch ein. „Wir sollten, wenn wir abrufen, was wir derzeit zu leisten imstande sind, einen guten Saisonauftakt hinlegen.“

Frenzel ordnet in diesem Winter alles dem großen Ziel Olympia-Gold unter, den Weltcup will er aber dennoch nicht vernachlässigen. „Wir brauchen die Wettbewerbe, um in Form zu kommen. Und wenn sich die Chance ergibt, möchte ich natürlich wieder vorne dabei sein“, verdeutlichte er seinen Anspruch.

Um den Herausforderungen gewachsen zu sein, hat er den Trainingsumfang im Ausdauerbereich noch einmal um rund 1000 auf 6000 Kilometer erhöht. „Das ist schon recht viel für einen Kombinierer, aber ich habe es ganz gut verkraftet“, berichtete der Familienvater.

Den Spagat zwischen Sport und Privatleben hat er weiter gut im Griff, auch wenn die Vorbereitung auf Olympia in diesem Sommer etwas mehr Tribut gefordert hat. „Es ist nicht einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Ich war noch öfter weg wegen der Olympischen Spiele. Da will man alles in die Waagschale werfen und hinterher nicht sagen müssen, ich habe etwas liegen lassen. Meine Freundin und mein Sohn stehen aber voll hinter mir“, erzählte der Sachse.

Frenzel kann über Langeweile nicht klagen, hat er doch vor zwei Monaten auch noch ein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der Hochschule in Mittweida aufgenommen. „Ich habe denen meinen Jahrestrainingsplan zukommen lassen und sie haben einen Studienplan für mich entwickelt. Es geschieht viel über eine Lernplattform, wo Aufgaben eingestellt werden und ich mit meinen Dozenten kommunizieren kann. Das funktioniert bisher sehr gut“, sagte Frenzel und fügte mit einem süffisanten Lächeln hinzu: „Ich werde mich mit dem Studium nicht übernehmen. Olympia steht für mich im Vordergrund, und der Sport wird auch in den kommenden Jahren wichtig sein.“

Deshalb will Frenzel zum Weltcup-Auftakt gleich Vollgas geben. Die gute Vorbereitung stärkte sein Selbstvertrauen, auch wenn jetzt alles wieder bei Null beginnt. Frenzel gab sich daher auch keinen Illusionen hin: „Mir wird niemand etwas schenken, nur weil ich in der vergangenen Saison den Gesamtweltcup gewonnen habe.“