Tour de Ski: Mehr Kranke als gute Resultate
Oberstdorf (dpa) - Das tägliche ärztliche Bulletin ist bei den deutschen Langläufern derzeit interessanter als die Ergebnisliste der Tour de Ski. Während die fast vollständig versammelte Weltelite ihre Klasse zeigt, muss Bundestrainer Jochen Behle ständig neue Rückschläge hinnehmen.
Plätze im Top-Ten-Bereich sind mittlerweile Luxus. Denise Herrmann (Obewiesenthal) als Siebte beim Prolog zu Silvester sowie Axel Teichmann (Bad Lobenstein) als Zehnter beim 15- Kilometer-Lauf am Neujahrstag sorgten noch für die besten Resultate.
Die Polin Justyna Kowalczyk rennt scheinbar unaufhaltsam ihrem zweiten Tour-Gesamtsieg entgegen. Nach dem Sieg auf den ersten beiden Etappen in Oberhof belegte sie im Klassik-Sprint in Oberstdorf am Sonntag Platz zwei hinter Petra Majdic aus Slowenien, baute ihre Führung dennoch weiter aus.
Bei den Herren geht es erwartungsgemäß enger zu. Dario Cologna aus der Schweiz hat nach Rang drei im Sprint nur noch 3,7 Sekunden Vorsprung vor dem Kanadier Devon Kershaw, der mittlerweile zwei zweite Plätze auf seinem Konto hat. Emil Jönsson sicherte Schweden im Sprint nach dem Prologsieg von Marcus Hellner den zweiten Etappenerfolg. Cologna war im 15-Kilometer-Handicap-Rennen in Oberhof siegreich.
„Was soll ich denn machen? So eine anhaltende Krankheitsserie habe ich noch nie erlebt. Langsam wird für uns die Zeit knapp in Richtung Weltmeisterschaft. Die Athleten brauchen Wettkämpfe, doch die können sie logischerweise nicht bestreiten, wenn sie nicht hundertprozentig fit sind“, meinte Bundestrainer Jochen Behle. Nach Nicole Fessel (Oberstdorf) und Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) hatten in Franz Göring (Zella-Mehlis) und Tim Tscharnke (Biberau) zwei weitere Akteure krankheitsbedingt die Tour verlassen.
Auch aus dem Nachwuchsbereich hatten einige Läufer bereits mit Infekten zu tun und waren abgereist. Tobias Angerer (Vachendorf) verließ am Neujahrstag wegen fehlender Kraft und Form das Acht-Etappen-Rennen.
Behle klammert sich gegenwärtig an jeden Strohhalm. „Wir haben mit Tim Tscharnke und Sebastian Eisenlauer erstmals in dieser Saison im Sprint zwei Athleten ins Viertelfinale gebracht. Auch was Lucia Anger und Hanna Kolb geboten haben, hat mir gefallen“, bemerkte der Coach. Dass Katrin Zeller knapp die Qualifikation für das Viertelfinale verpasste, gefiel ihm weniger. „Sie soll ja die Tour zu Ende laufen und da wären die Bonussekunden aus dem Sprint hinsichtlich einer ansprechenden Platzierung schon gut gewesen. Aber sehr weit nach vorn geht es angesichts des klaren Rückstandes sowieso nicht mehr“, meinte Behle.
So setzt er nun auf Teichmann und Jens Filbrich (Frankenhain). „Sie sollen besonders bei den Distanzrennen den einen oder anderen Glanzpunkt setzen. Da hoffe ich schon auf die Doppelverfolgung am Montag. Der Sprint ist ohnehin nicht ihre Stärke. Die Tour ist einerseits nun ein schweres Training, andererseits aber auch dazu da, im direkten Vergleich mit der versammelten Weltelite Selbstbewusstsein zu tanken. Denn vor der WM gibt es dann kaum noch Möglichkeiten, das zu holen.“
Tscharnke soll den beginnenden Infekt auskurieren. „Die Kraft hätte für zwei Tour-Teilnahmen gereicht. Aber vielleicht habe ich zuletzt etwas überzogen und bezahle jetzt die Zeche“, sagte der Olympia-Zweite im Teamsprint.