Ü-30-Langläufer haben bisher alles richtig gemacht
Oberstdorf (dpa) - Das Lachen ist zurück in den Gesichtern der routinierten deutschen Langläufer. Nach Jahren des Stillstandes und Rückschritts sind Tobias Angerer, Axel Teichmann und Jens Filbrich bei der Tour de Ski mit starken Leistungen in die Weltspitze zurückgekehrt.
Sehr zur Verwunderung der Dominatoren Petter Northug (Norwegen) und Dario Cologna (Schweiz), die plötzlich neue, alte Konkurrenz fürchten müssen. Dabei hat die Ü-30-Gruppe die Saison 2011/2012 lediglich als „Lehrjahr“ ausgerufen.
„Wir sind auf dem richtigen Weg, das kann man jetzt schon sagen“, fasste Filbrich das Geschehen zusammen. Gemeinsam mit Angerer (Vachendorf) und Teichmann (Bad Lobenstein) hatte der Frankenhainer im Sommer einen Schlussstrich unter die bisherige Karriere gezogen und neue, selbstständige Wege gesucht. Während Angerer bei seinem Jugendtrainer Karl Zellner eine neue Heimat fand, holten sich die beiden Thüringer in dem früheren Biathlon-Bundestrainer Frank Ullrich einen mit allen Wassern gewaschenen Fachmann als Berater an ihre Seite.
Ullrich verordnete seinen Schülern im Hinblick auf die WM 2013 in Val di Fiemme und vor allem Olympia 2014 in Sotschi erst einmal massives Höhentraining. „Da kann man keine Wunderdinge erwarten. Es ist eine ganz andere Art des Trainings, der Körper muss sich dran gewöhnen. Die Jungs wollen bei der Tour de Ski erste Akzente setzen und ich denke, es kann ihnen gelingen“, hatte Ullrich Anfang Dezember orakelt und um Geduld gebeten, als besonders Teichmann und Filbrich wegen ausbleibender Ergebnisse bereits kritisiert worden waren.
Der Trainer-Fuchs behielt recht. Mit seinem ersten Weltcupsieg seit knapp drei Jahren katapultierte sich Teichmann in Oberhof zurück ins Rampenlicht. Angerer hat sich bei der Tour de Ski mittlerweile auf Platz acht vorgekämpft mit Blickkontakt au Rang drei. Und auch Filbrich hat sein Traumziel, einen Platz unter den besten Zehn, als gegenwärtig Zwölfter unmittelbar in Sichtweite.
„Es ist wichtig zu sehen, dass wir nichts falsch gemacht haben. Natürlich gibt es noch viel zu tun, aber wir merken, dass wir zielorientiert trainieren können“, sagte Teichmann. Zielorientiert heißt in dem Fall: Nur bestimmte Wettkämpfe im Blick haben, nicht jedes Rennen mit maximalem Aufwand bestreiten. „Da hätten wir gegen die jüngere Konkurrenz keine Chance mehr“, betonte Teichmann.
Und so werden die drei auch in Zukunft arbeiten und Northug und Co. gezielt ärgern. „Wir werden das auch bei dieser Tour noch tun. Wir nutzen die Wettbewerbe, um das eine oder andere zu probieren. Im kommenden Frühjahr und Sommer werden wir dann unser Training weiter verfeinern, die Arbeit in der Höhe noch mehr periodisieren“, berichtete Filbrich. Der Traum von einem Staffel-Erfolg bei WM oder Olympia ist noch lebendig. „Uns muss man noch nicht abschreiben. Wir haben noch einiges vor“, sagte Angerer kämpferisch.