Verunsicherung: Kombinierer mit Sprungproblemen
Val di Fiemme (dpa) - Bundestrainer Hermann Weinbuch ist vor dem ersten WM-Auftritt der Nordischen Kombinierer verschnupft. Und das liegt nicht nur an dem grippalen Infekt, den sich der Coach unmittelbar vor dem Auftakt der Titelkämpfe in Val di Fiemme eingefangen hat.
ielmehr rätselt er über die Sprungform seiner Schützlinge, die im Training erheblich zu wünschen übrig ließ. Alle sechs WM-Fahrer taten sich auf der Normalschanze unvermutet schwer. Zudem offenbarte Tino Edelmann nach seiner schweren Grippe im Laufbereich arge Defizite, so dass Weinbuch vor dem Einzel am Freitag mehr Probleme hat als ihm lieb sein könnte.
„Wir hatten eine tolle Vorbereitung in Oberstdorf. Da dachte ich, wir wären weiter“, sagte Weinbuch sichtlich verunsichert. Im Allgäu hatte der Coach viel an der Sprungtechnik üben lassen, aber seine Jungs auch im Kraftraum noch einmal schwitzen lassen. „Vielleicht war es etwas viel. Sie sind noch nicht so spritzig beim Absprung, wie ich mir das vorstelle. Da sind die Österreicher in einer ganz anderen Liga“, erklärte der Chef, um aber sofort nachzulegen: „Wir haben von allen Weltmeisterschaften Medaillen nach Hause mitgebracht. Ich möchte hier auch zwei bis drei holen.“
Weinbuchs Zugpferd heißt Eric Frenzel, der als Titelverteidiger an den Start geht. Der Weltcup-Führende aus Oberwiesenthal gilt als ganz großer Favorit. „Ich glaube nicht, dass es ihn belastet. Aber er hat mir im Springen gar nicht gefallen. Deshalb habe ich ihm für Donnerstag Schanzenverbot erteilt. Er soll nicht ans Springen denken“, begründete der Bundestrainer die ungewöhnliche Trainingspause für den 24-Jährigen.
Seinen Optimismus zieht Weinbuch aus dem Wissen, dass Frenzel ein Wettkampftyp ist. „Er hat bei den vergangenen Titelkämpfen im Training meist geschwächelt, um dann alles auszupacken, wenn es darauf ankam. Darauf setze ich auch dieses Mal. Wir kennen die Schanzen hier in Predazzo in- und auswendig.“
Fünf der sechs WM-Teilnehmer kann Weinbuch starten lassen. Neben Frenzel entschied er sich am Donnerstag für Björn Kircheisen, Johannes Rydzek, Fabian Rießle und den angeschlagenen Edelmann. „Er hat das Vertrauen auch wegen seiner bisherigen Saisonergebnisse verdient. Egal, ob er im Laufen einbricht. Vielleicht schießt der Wettkampf die Rohre frei, und er ist für die nächsten Aufgaben wieder ganz fit. Schließlich wollen wir auch in der Staffel erfolgreich sein“, betonte Weinbuch.
Beim letzten Mannschafts-Wettbewerb vor der WM beim Weltcup in Sotschi musste Edelmann bereits aus Gesundheitsgründen passen. Für ihn sprang der dreimalige Junioren-Weltmeister Manuel Faißt ein und machte seine Sache beim Sieg der DSV-Kombinierer überaus gut. Ob Faißt eine Option für einen Einsatz wäre, wollte Weinbuch nicht sagen. „Er kann bedeutend mehr auf der Schanze, als er hier abruft. Ich weiß nicht, ob es reicht.“
Egal, wer die deutschen Farben im ersten von vier WM-Wettbewerben vertritt, einer sollte durchkommen. „Es sind alles Athleten, die um die Medaillen kämpfen können. Mit diesem Selbstbewusstsein sollten sie an den Start gehen“, betonte Weinbuch.