Unglaubliches Finale Vierter Triple-Sieg für Kombinierer Frenzel
Seefeld (dpa) - Der Thron von „König Eric von Seefeld“ wackelte, doch am dritten Tag des Seefeld-Triple der Nordischen Kombinierer hat Eric Frenzel die Machtverhältnisse wieder zurechtgerückt.
Der Olympiasieger machte mit einem unglaublichen 15-Kilometer-Lauf nicht nur 20 Sekunden auf seinen Teamkollegen Johannes Rydzek wett, er distanzierte ihn sogar noch um eine halbe Minute. Kopfschüttelnd lief er die letzten Meter bis ins Ziel, verneigte sich vor seinem Fanclub, um dann für einige Minuten innezuhalten. „Da ist mir einiges durch den Kopf gegangen. Was und wie es passiert ist, kann ich nicht sagen“, meinte der Oberwiesenthaler nach seinem vierten Triple-Erfolg bei der vierten Auflage.
Nach den zwei Fotofinish-Niederlagen gegen Rydzek an den ersten beiden Tagen und dem Rückstand von 20 Sekunden nach dem finalen Springen hatte man wenig auf Frenzel gegeben. Doch der sah den psychologischen Vorteil auf seiner Seite. „Ich habe in Seefeld schon aus allen Positionen gewonnen: von vorn, im Spurt, von hinten. Das setzt sich natürlich auch bei den Gegnern fest. Darauf habe ich gesetzt“, erzählte Frenzel.
Der Taktik-Fuchs überraschte Rydzek bereits in der vorletzten Runde. „Das war der letzte Pfeil, den ich im Köcher hatte. Ich wollte es nicht auf den Spurt ankommen lassen und habe es am schwersten Anstieg schon probiert. Damit hatte Johannes wohl nicht gerechnet“, meinte der 28-Jährige. „Ich war schon etwas müde. Eric hat ein wahnsinniges Rennen gemacht, da konnte ich nicht mithalten. In den vergangenen Wochen musste ich stets Rückstände aufholen, das hat Kraft gekostet“, erklärte der niedergeschlagene Zweite.
„Ich bin überrascht, wo der kleine Bursche diese Kraft hernimmt. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass Eric so gegenhält. Es ist unglaublich, wo Eric nach diesen beiden Niederlagen die Energie hergenommen hat“, sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch. Seiner Meinung nach war es ein Sieg des Willens. „Das kann Eric wie kein anderer: Sich auf etwas konzentrieren, Negativerlebnisse wie die beiden knappen Niederlagen ausblenden, immer an das Positive glauben“, berichtete der Coach.
Das muss nun auch Rydzek beweisen. Der Oberstdorfer schmiss die Stöcke in die Ecke, war mit sich und der Welt fertig. „Er wurde heute richtiggehend niedergerungen. Das muss er jetzt schnellstens verarbeiten, es aus dem Kopf bekommen. Es warten große Aufgaben auf ihn. Jetzt muss er zeigen, dass seine Entwicklung in den vergangenen Jahren ihn tatsächlich schon zu einem ganz Großen gemacht hat“, sagte Weinbuch.
Eine Möglichkeit, das zu beweisen, hat Rydzek wie das gesamte Team bereits in einer Woche beim Olympia-Test in Südkorea. Danach nimmt Weinbuch seine WM-Fahrer aus dem Weltcup und bereitet sie daheim vor. „Wir merken, dass den Jungs langsam die Kraft ausgeht, und wir müssen mit unseren Kräften haushalten. Rein trainingsmethodisch bringen die zwei Wochen vor der WM nicht viel, aber die Akkus müssen wieder gefüllt werden“, erklärte der Coach. Mit dem vierten Seefeld-Sieg im Hinterkopf dürfte das Frenzel am leichtesten gelingen.