WM-Chance: DSV-Adler strotzen vor Selbstvertrauen
Val di Fiemme (dpa) - Richard Freitag freut sich auf „eine lässige WM“, Michael Neumayer erwartet „tolle Tage“ und Severin Freund glaubt sogar an eine Gold-Chance. Deutschlands Skispringer wollen es bei der WM in Predazzo ordentlich krachen lassen.
Gleich zum Auftakt träumen sie sowohl im Einzel als auch im Mix von einer Medaille. „Wir haben einiges vor. Lasst es uns angehen und genießen“, verkündet der 34 Jahre alte Team-Oldie Neumayer die WM-Marschroute.
In der Qualifikation machte das DSV-Quartett, das durch Andreas Wank komplettiert wird, am Freitagabend aber nur bedingt eine gute Figur. Während Freund bei verkürztem Anlauf mit 99 Metern sogar einen Tick besser war als Topfavorit Gregor Schlierenzauer aus Österreich, landete Freitag nur bei 95,5 Metern. Wank überzeugte als Vierter der Ausscheidung mit 100,5 Metern, Neumayer ließ bei seinem Versuch auf 98,5 Meter noch Luft nach oben erkennen.
An der großen Zuversicht im DSV-Lager konnte das aber nichts ändern. „Unser Team ist so stark wie schon lange nicht mehr. Von Platz vier bis eins ist alles möglich. Aber wir können auch im Einzel nach einer Medaille greifen“, erklärt Freund.
Der Bayer war wie Freitag, der vor einer Woche die WM-Generalprobe beim Skifliegen in Oberstdorf gewann, dank seiner Top-Ten-Platzierung im Gesamt-Weltcup automatisch für die Entscheidung an diesem Samstag (17.00 Uhr/ZDF und Eurosport live) qualifiziert.
Bundestrainer Werner Schuster traut Freitag am ehesten den Sprung auf das WM-Podest zu. „Er hat eine Qualität, die er in seiner Karriere noch nie hatte. Richard trainiert sehr hart und ist ehrgeizig. Er hat großes Selbstvertrauen, die erforderliche Dynamik und momentan die höchste Qualität in der Mannschaft“, sagt Schuster.
Freitag weiß um seine Stärke, doch flotte Sprüche sind von dem begeisterten Motorradfahrer und Hobby-Gitarristen im Vorfeld nicht zu vernehmen. „Wir gehen es ganz ruhig an und schauen mal, wo es hinläuft“, meint der Sachse. Ganz so cool, wie er sich nach Außen gibt, ist Freitag jedoch nicht. Denn vor allem bei der WM-Premiere im Mix am Sonntag (17.00 Uhr) winkt den Deutschen Edelmetall. „Die besten Zwei von uns und die besten Zwei von den Mädels - da sind wir gut aufgestellt. Wir wollen weit nach vorne“, betont Freitag.
Neumayer sieht das genauso und hat deshalb schon mal den internen Kampf um die zwei Startplätze angefacht. „Severin und Richie sind immer heiße Kandidaten, weil sie über die gesamte Saison die Stabilsten waren. Aber kampflos gebe ich mich nicht geschlagen. Ich will beim Mix-Springen mit den jungen, hübschen Mädels dabei sein“, erklärt Neumayer mit einem Augenzwinkern, „schließlich gehören wir auch dort zu den Podiumskandidaten.“
Der Routinier glaubt aber auch im Einzel an seine Chance. „Von den Weiten bin ich konkurrenzfähig. Deshalb habe ich im Training fleißig die Telemark-Landung geübt, um zu zeigen, ich kann es“, berichtet Neumayer. Ihm spukt noch immer Olympia 2006 im Hinterkopf herum: „Da wäre ich von den Weiten her Olympiasieger geworden. Wegen der schlechten Haltungsnoten war ich am Ende nur Achter.“
Auch Freund hat noch eine Rechnung offen - von der WM 2011. „Da hatte ich auf der kleinen Schanze schon die Form, nach einer Medaille zu greifen. Aber ich war noch nicht bereit dafür“, erzählt der 24-Jährige und fügt hinzu: „Jetzt bietet sich wieder eine Chance.“