Zwei aus Vier: Schmitt muss um Startplatz kämpfen

Oslo (dpa) - Geheimfavorit Severin Freund fiebert seiner WM-Premiere am „heiligen Berg“ entgegen, Martin Schmitt droht dagegen bei der achten und vielleicht letzten WM-Teilnahme die Zuschauerrolle.

Anders als Shootingstar Freund und Michael Uhrmann ist der viermalige Weltmeister nicht für die erste Skisprung-Entscheidung auf der Normalschanze gesetzt. Schmitt muss stattdessen in einer nervenaufreibenden Ausscheidung mit Michael Neumayer, Pascal Bodmer und Richard Freitag die zwei vakanten Startplätze ausspringen.

Bundestrainer Werner Schuster wollte das Thema zwar nicht zu hoch hängen, verdeutlichte aber die knallharten Auswahlkriterien. „Die Sportler wissen Bescheid und haben jetzt die Chance, sich in den sechs Trainingssprüngen in den Fokus zu rücken. Wenn es knapp wird, muss jeder darauf hoffen, dass ich mich für ihn entscheide. Das muss jeder akzeptieren“, erklärte Schuster.

Der Chefcoach wird am Donnerstagnachmittag sein vierköpfiges Aufgebot nominieren und will bei der schwierigen Personalentscheidung keine Rücksicht auf große Namen nehmen. „Die Meriten der Vergangenheit zählen nicht. Wir brauchen vier Sportler, die gute Leistungen bringen können“, erklärte Schuster. Für Schmitt geht es also schon im Training um Alles oder Nichts. „Wenn es vier bessere gibt als ihn, dann springt er nicht mit. Aber das hat es bisher noch nie gegeben“, sagte Schuster.

Nach den Eindrücken von Oberstdorf, wo sich die DSV-Adler in der Vorwoche in einem gemeinsamen Trainingslager auf die Titelkämpfe am Holmenkollen einstimmten, sieht der Coach für Schmitt „alle Chancen, ins Team zu kommen. Er hat sich etwas stabilisiert. Martin kommt oft über die Pause.“

Wegen anhaltender Formschwäche hatte Schuster den 33 Jahre alten Routinier drei Wochen vor dem WM in Oslo aus dem Weltcup genommen. Statt Weitenjagd beim Skifliegen stand mühsame Kleinarbeit auf kleinen Schanzen in Seefeld und Hinterzarten auf dem Programm. „Die Form ist wieder da“, verkündete Schmitt danach zuversichtlich.

Ob er den Angriff der Youngster Bodmer (20) und Freitag (19) noch einmal erfolgreich parieren kann, ist allerdings offen. Zu wechselhaft verlief die Saison, zu unbeständig präsentierte sich der Vizeweltmeister von 2009. Sollte er in Oslo tatsächlich zuschauen müssen, wäre das für ihn doppelt bitter. „Diese WM in Oslo hat trotz der langen Karriere einen hohen Stellenwert für mich. Dort herrscht eine besondere Atmosphäre - und es könnte meine letzte WM sein“, verdeutlichte Schmitt die besondere Bedeutung dieser Titelkämpfe.

Auch für seinen langjährigen Weggefährten Uhrmann - beide gewannen schon 2002 gemeinsam olympisches Team-Gold - könnte Oslo zum letzten Hurra werden. „Ich mache mir Gedanken über mein Karriereende. Aber jetzt bei der WM beschäftige ich mich nicht mit dem Thema“, erklärte der 32-Jährige. Als Vierter bei Olympia 2006 in Turin und Fünfter 2010 in Vancouver hat er eine Einzelmedaille auf dem kleinen Bakken zweimal knapp verpasst. Vielleicht heißt es für ihn am Holmenkollen: Aller guten Dinge sind drei.