30 Jahre nach Debüt: Sommerskispringen etabliert
Hinterzarten (dpa) - Als Skispringer vor 30 Jahren erstmals im Sommer von einer Mattenschanze ins Tal segelten, war dies noch eine Kuriosität. Anno 2011 ist der 1995 eingeführte Sommer-Grand-Prix längst etabliert und für viele Asse ein fester Bestandteil des Wettkampfkalenders.
Entsprechend groß ist das Interesse an einer Ausrichtung, bestätigt Hinterzartens Bürgermeister Klaus-Michael Tatsch. „Dies ist ein herausragendes Event, das Highlight für das ganze Jahr. Der Name Hinterzarten wird bei einer solchen Großveranstaltung in die Welt hinausgetragen, die Werbung ist unbezahlbar“, sagt Tatsch.
Seit 17 Jahren - und damit von der ersten Stunde an - gehört die Gemeinde im Schwarzwald als mittlerweile einziges verbliebenes Gründungsmitglied zu den Stationen im Sommer-Grand-Prix. Und dies, obwohl immer mehr Bewerber aus Japan, Polen, Kasachstan oder Österreich auf den Markt drängen, um ein Stückchen vom finanziell lukrativen Kuchen abzubekommen. „Kein Mensch denkt daran, Orte wie Hinterzarten oder Zakopane aus dem Kalender zu nehmen“, erklärte FIS-Renndirektor Walter Hofer vor dem Grand-Prix am Wochenende.
Solche Bekenntnisse vernimmt man in Hinterzarten gern. Denn die Sommerwettkämpfe haben das Skispringen als Ganzjahressportart etabliert. Dass nicht alle Top-Athleten bei allen Wettbewerben dabei sind, nehmen Veranstalter und FIS nicht zu schwer. So pausieren in Hinterzarten der vierfache Schweizer Olympiasieger Simon Ammann und Österreichs Skiflug-Weltmeister Gregor Schlierenzauer. Dessen Landsmann Thomas Morgenstern wird die Springen in Hakuba und Kasachstan auslassen, um zu regenerieren.
Hofer gewinnt der langen Sommersaison sogar einen sozialen Aspekt ab. „Wenn Spitzenspringer in Japan nicht starten, besteht für andere die Möglichkeit, zu punkten. Durch das Preisgeld können diese Athleten große Teile der anfallenden Reisekosten abdecken.“ Auch Bundestrainer Werner Schuster kann mit der Vielzahl der Sommerwettkämpfe durchaus leben, schränkt aber ein: „Es muss individuell für den Springer entschieden werden, wie viele Wettkämpfe er im Sommer bestreitet.“
Schuster weiß nur zu gut, dass es verschiedene Interessen gibt. Auf der einen Seite steht der Sport, auf der anderen die Vermarktung. „Die Wettkämpfe sind sehr wichtig, wie man ja auch an der langen Tradition in Hinterzarten sieht. Sie könnten aber etwas komprimiert werden, weil die Wettkampfphase bis Oktober während der Vorbereitung sehr lang ist“, meinte der Coach. Ein Start in Hinterzarten ist für die DSV-Springer natürlich immer Pflicht - und auch Vergnügen.