Ammanns Traum vom ersten Tournee-Sieg

Der Schweizer hat die erste Etappe mit dem Erfolg in Oberstdorf geschafft. Marinus Kraus wird Achter.

Oberstdorf. In dem Moment, in dem er der Größte ist, geht Simon Ammann erst einmal in die Knie. Zu gewaltig sind die Emotionen für den Schweizer. Er ist da, wo er es sich gewünscht hat. Auf Platz eins. Auf der Position des Besten nach dem Auftaktspringen der Vierschanzentournee. Simon Ammann schießt aus seiner Hockstellung nach oben, um sich von den 25 500 Zuschauern in der Arena feiern zu lassen.

Der Bauernsohn aus Unterwasser im Kanton St. Gallen ist Sportler des Jahrhunderts in seiner Heimat, aber noch kein Tourneesieger. Seit Jahren strebt er nach diesem Titel, den es braucht, um sich als einen kompletten Skispringer würdigen zu lassen. „Ich habe mit der Vierschanzentournee noch nicht abgeschlossen“, hat der 32-Jährige in Oberstdorf gesagt — und gestern mit Sprüngen auf 139 und 133 Meter belegt, dass es ihm ernst ist mit seinem Vorhaben. Der Norweger Anders Bardal war ebenso wenig in der Lage, Ammann zu schlagen wie die Drittplatzierten, der Niederösterreicher Thomas Diethart und der Slowene Peter Prevc. „Es war fantastisch, einer der größten Momente für mich im Weltcup“, sagt Simon Ammann.

Nicht mitbestimmt haben die deutschen Springer die Entscheidung auf der Schattenbergschanze. Gespaltene Gefühlswelt bei Bundestrainer Werner Schuster. Während Marinus Kraus als Bester nach Platz acht strahlte, diesen „Wahnsinn“ mit aller Welt teilen mochte, und sich Michael Neumayer als Elfter mit einer Faust im Auslauf feierte, analysierte Severin Freund nach seinem finalen Flug auf 127,5 Meter sachlich: „Da habe ich doch einige Meter liegen lassen“, sagte der Zehnte. Mehr noch: Der Tournee-Gesamtsieg scheint angesichts des bereits beträchtlichen Rückstandes von 22,6 Punkten auf Simon Ammann irreal. „Ich bin noch gut dabei“, sagt Severin Freund kämpferisch.

Für Marinus Kraus hat sich der Bundestrainer gefreut, „dass er wieder in die Spur gefunden hat. Für ihn ist jeder Platz in den Top 15 ein Erfolg“, meinte Schuster. Die Weltcupszene ist für ihn noch immer kein Normalzustand: „Ich kann es nicht so richtig fassen, es ist unglaublich. Vor einem Jahr hätte ich das nicht geglaubt, dass ich da Fuß fassen werde“, sagte Kraus.

“ Qualifikation Garmisch-Partenkirchen Dienstag, 13.45 Uhr/ZDF

“ Neujahrsspringen Mittwoch, 13.45 Uhr/ZDF