Auszeit für Schmitt - Routinier nur WM-Ersatz?

Oberstdorf (dpa) - Auszeit statt Angriff: Martin Schmitt ist nach seinem Absturz in Klingenthal von Bundestrainer Werner Schuster zu einer Weltcup-Pause verdonnert worden und muss bei seiner vielleicht letzten WM-Teilnahme die harte Ersatzbank fürchten.

„Er ist momentan nicht in der Form, um den Ansprüchen gerecht zu werden, und wird stattdessen ein individuelles Training absolvieren“, begründete Schuster das Fehlen des Routiniers beim Abschluss der Team-Tour in Oberstdorf sowie am kommenden Wochenende in Vikersund.

Drei Wochen vor der Weltmeisterschaft sucht Schmitt verzweifelt einen Weg aus seinem Formtief, in dem er sich nicht erst seit dem 43. Platz am vergangenen Mittwoch in Klingenthal befindet. Für Schuster ist völlig offen, welche Rolle der 33-Jährige bei den Titelkämpfen in Oslo spielen wird. „Es kann sein, dass er nicht über eine Ergänzungsrolle hinauskommt. Er kann aber auch die erhoffte Verstärkung sein“, erklärte der Chefcoach.

Laut Schuster hat Schmitt die Entscheidung, eine Weltcup-Pause einzulegen, sofort mitgetragen. „Er ist ein fairer Sportsmann, der sich nicht auf Teufel komm' raus seinen Startplatz erstreiten, sondern durch Leistung verdienen will“, lobte der Bundestrainer den viermaligen Weltmeister. Der soll nun in Ruhe an Technik und Material feilen, um bis zur WM den entscheidenden Schritt voranzukommen. „Wir werden uns methodisch etwas einfallen lassen“, versprach Schuster.

Für Schmitt, der mit seinen doppelten WM-Triumphen 1999 und 2001 einen Skisprung-Boom in Deutschland ausgelöst hatte, läuft es im Herbst der Karriere nicht rund. „Ich merke, dass im Hinterkopf doch eine Unsicherheit sitzt. Da kommt schon mal der Gedanke vor der Qualifikation: Du darfst nicht wieder ausscheiden. Früher habe ich mir diese Frage gar nicht gestellt“, verriet Schmitt in einem Interview der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.

Der endgültige Abschied von den Schanzen, die sein bisheriges Leben geprägt haben, rückt daher langsam näher. „Ich plane realistisch nicht bis zu den Olympischen Spielen von Sotschi 2014. Ich werde auf jeden Fall nächstes Jahr springen - und dann sehe ich weiter“, kündigte Schmitt an.

Eine gewichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung könnte spielen, ob Schmitt bei der WM am Holmenkollen nur das fünfte Rad am Wagen ist. Shootingstar Severin Freund und Altmeister Michael Uhrmann, mit dem Schmitt 2002 olympisches Team-Gold holte, sind gesetzt. Michael Neumayer ist dem Vize-Weltmeister von 2009 ebenfalls voraus.

Um den vierten Startplatz wird sich Schmitt nach Lage der Dinge vor allem mit Pascal Bodmer duellieren, da Youngster Richard Freitag zunächst nur die Rolle des Ersatzmannes zufällt. Schuster wünscht Schmitt im Interesse des Teams ein Happy End: „Martin ist nach einer Pause immer stärker zurückgekommen. Wenn er leistungsmäßig zu Uhrmann aufschließen kann, dann kann er uns definitiv helfen“, sagte der Bundestrainer.