Diethart macht Tournee-Triumph perfekt: „Ist so geil“
Bischofshofen (dpa) - Als Thomas Diethart mit der rot-weiß-roten Nationalflagge in der Hand die Ovationen von 25 000 Fans genoss, applaudierten auch die gerupften deutschen Ski-Adler dem Sensationssieger der 62. Vierschanzentournee.
„Glückwunsch. Dass ein Neuling das so durchzieht, habe ich noch nie erlebt“, gratulierte Bundestrainer Werner Schuster dem 21 Jahre alten Überflieger aus Österreich. Mit seinem coolen Auftritt verwandelte Newcomer Diethart das Skistadion von Bischofshofen in einen Hexenkessel und rührte seinen Vater Gernot zu Tränen. „Ihm geht es wahrscheinlich schlechter als mir. Er muss sich erst mal beruhigen“, sagte der umjubelte Tournee-Held und bedankte sich bei seinen Eltern: „Ohne ihre Unterstützung wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen.“
Mit 138,5 und 140 Metern feierte der neue Skisprungstar, der bei den vier Wettbewerben insgesamt 50 000 Schweizer Franken (40 630 Euro) verdiente, auch den Tagessieg. „Das ist so geil, einfach der Wahnsinn. Für mich geht ein Kindheitstraum in Erfüllung. Es hat alles funktioniert, ich bin überglücklich“, sagte Diethart.
Er verwies Peter Prevc aus Slowenien und seinen Landsmann Thomas Morgenstern, der sich im Gesamtklassement noch am Schweizer Simon Ammann vorbei auf Rang zwei schob, auf die Plätze. Ammann zog demonstrativ seinen Helm vor der Leistung des Triumphators, der von seinem großen Idol Morgenstern fast erdrückt wurde. „Thomas ist ein würdiger Sieger. Das war megamäßig“, lobte der Tourneegewinner von 2011 seinen jungen Teamkollegen.
Bester deutscher Springer war Andreas Wellinger auf Rang neun. Der 18-Jährige rückte in der Tourneewertung noch auf den zehnten Platz vor und bewahrte das deutsche Team damit vor einem Debakel. Jubeln wollte darüber jedoch niemand. „In der Gesamtwertung ist leider niemand durchgekommen, deshalb sieht es blöd aus. Hätten wir einen vorne drin, würde keiner nachfragen. Aber es ist keinem gelungen, sich frei zu springen. Wir haben Deutschland nicht so repräsentiert, wie wir das wollten. Das ist enttäuschend“, bilanzierte Schuster.
Immerhin machten seine Schützlinge beim Finale eine bessere Figur als in den Tagen zuvor. „Ich habe den Druck herausgenommen und gesagt, versucht nicht, das Ding retten zu wollen, sondern springt frei drauflos“, berichtete Schuster.
Das taten die DSV-Adler dann auch. Wellinger segelte auf 134 und 133,5 Meter und stellte danach fest: „Es ist ein gutes Gefühl, mit zwei brauchbaren Sprüngen von hier wegzufahren. Aber natürlich hatten wir uns alle mehr ausgerechnet. Wenn ich als Gesamtzehnter der Beste im Team bin, ist es sicher nicht gut gelaufen.“
Severin Freund, der als große deutsche Tournee-Hoffnung angereist war, kämpfte sich mit 133 und 133,5 Metern auf Platz zehn der Tageswertung und damit aus dem Tief. „Es war wichtig, dass die Sprünge funktioniert haben. Das ist gleich ein ganz anderes Fliegen“, erklärte der 25 Jahre alte Bayer und versprach: „Ich glaube an mich und werde weiter arbeiten.“
Schuster ist zuversichtlich, dass sich seine Nummer eins bis zu den Olympischen Winterspielen fängt: „Er ist bei der Tournee eingegangen, das war schade. Aber er lässt sich emotional nicht runterziehen.“ Eine ordentliche Vorstellung boten Marinus Kraus und Michael Neumayer.
Dagegen beendete Richard Freitag die Tournee mit einem enttäuschenden 29. Platz. Schuster nahm den im Vorfeld durch einen Mittelfußbruch und eine Knochenhautreizung zurückgeworfenen Sachsen aber in Schutz: „Bei ihm war es ohnehin mehr Hoffnung, dass er hier gut springen kann.“
Ein frustrierendes Finale erlebten auch Andreas Wank und Karl Geiger, die beide nach dem ersten Durchgang ausschieden. Schuster gab daher zum Abschied als Motto für die nächsten Wochen aus: „Wenn wir aus diesem Tief herauskommen, scheint auch wieder die Sonne.“