Emotional: Gelähmter Fairall genießt Tournee-Atmosphäre
Bischofshofen (dpa) — Nicht nur Nick Fairall hatte bei seiner emotionalen Rückkehr nach Bischofshofen Tränen in den Augen. Auch die Zuhörer hatten mit ihren Gefühlen zu kämpfen.
Genau ein Jahr nach seinem Sturz in der Qualifikation zum Abschlussspringen der Vierschanzentournee sprach der Amerikaner erstmals öffentlich über den Augenblick, der sein Leben verändert hat.
„Ich bin sehr hart auf dem Boden aufgeschlagen und habe etwas knacken hören. Da wusste ich, dass etwas nicht stimmt. Und als ich die Ersthelfer gebeten habe, mir die Sprungschuhe auszuziehen und sie sagten, dass wäre längst passiert, da war mir klar, dass irgendetwas Schlimmes passiert ist“, sagte Fairall.
Umgehend war er damals ins Krankenhaus gebracht und notoperiert worden. Von den Rippenbrüchen sowie Nieren- und Lungenverletzungen erholte sich der 26-Jährige relativ schnell. Doch der Bruch des Lendenwirbels veränderte sein Leben. Fairall sitzt wegen der Lähmungen in seinen Beinen im Rollstuhl und kämpft hart für eine Rückkehr in ein normales Leben.
Daran glaubt der junge Mann aus New Hampshire fest. „Ich spüre meine Beine etwas und kann sie ein bisschen bewegen. Ich habe immer das Gefühl, dass es vorwärtsgeht“, sagte Fairall. Dass er die teuren Reha-Maßnahmen vor allem dank der finanziellen Unterstützung seiner Springerkollegen aus aller Welt in Anspruch nehmen kann, rührte Fairall zu Tränen. „Ich bin so dankbar für alles, was für mich getan wurde. Ich finde kaum Worte. Es war unglaublich und eine riesige Hilfe. Ich werde niemals in der Lage sein, das zurück zu zahlen. Ich bin glücklich, hier zu sein und allen persönlich zu danken“, sagte er.
Sein größtes Ziel ist es, wieder zu springen. „Das ist das, was ich liebe und mache, seit ich Sechs bin. Das Gefühl des Fliegens, der Druck unter den Ski in der Luft, wenn man mit über 90 km/h den Hang hinunterrauscht, das ist wunderbar. Das ist der Sport, zu dem ich zurückkehren will“, erklärte Fairall. Auch wenn es, wie er sagt, ein Risikosport ist. „Ich wusste immer, dass so etwas passieren kann. Es war meine eigene Schuld. Ich habe beim Landen das Gleichgewicht verloren. Es war mein Fehler.“
Er begreift den Unfall heute als Chance. „Ich genieße das Leben und erfreue mich einfach an allen Dingen, die ich tue“, berichtete Fairall. Dazu gehören Monoskiing, Fallschirmspringen, Golf spielen und Wasserski laufen. Daraus und vor allem aus seiner Familie zieht er seine mentale Kraft. Zudem will er in absehbarer Zeit seinen Pilotenschein machen. Und ein Buch schreiben. „Damit will ich Menschen, die ein ähnliches Schicksal haben, helfen und ermutigen“, sagte Fairall.
Er habe zwei Möglichkeiten gehabt. Entweder sich in die Ecke zu setzen und sich in sein Schicksal zu ergeben oder sein Leben neu anzupacken. Fairall entschied sich für Letzteres und ist glücklich. „Ich kann nur jedem raten, das gleiche zu tun“, sagte Fairall und rollte mit einem Lächeln im Gesicht zur Schanze.