Freitag im Wartestand: Tournee erstes Saisonziel
Klingenthal (dpa) - Beim Saisonauftakt vor heimischer Kulisse musste Richard Freitag die Füße noch still halten, dafür schrieb der Sachse am Rande der Schanze fleißig Autogramme.
Nach einem Ermüdungsbruch des Mittelfußknochens im linken Sprunggelenk befindet sich der 22-Jährige ausgerechnet zu Beginn des Olympia-Winters noch im Wartestand. „Wenn die Heilung optimal verläuft, möchte ich ein oder zwei Springen vor der Tournee in den Weltcup einsteigen“, sagte Freitag in Klingenthal.
Keine einfache Situation für den deutsche Top-Skispringer. „Es ging die ganze Zeit ganz gut, die Füße still zu halten. Das Skispringen war nicht so präsent. Während des Teamwettbewerbs am Samstag habe ich dann aber das erste Mal gedacht: Es wäre schon schön, dabei zu sein“, räumte Freitag ein.
Stattdessen stimmte er in Österreich mit Trainingswissenschaftler Harald Pernitsch die Planungen bis Weihnachten ab. „Ich gebe dem Fuß noch ein, zwei Wochen Ruhe, fange jetzt mit dem Athletik-Training an. Ins Skitraining würde ich dann gerne auf einer kleineren Schanze einsteigen“, berichtete Freitag.
Er will dabei nichts überstürzen, denn Olympia ist in dieser Saison das große Ziel und damit stets im Hinterkopf. „Man sagt sich schon, man muss bis dahin fit sein. Andererseits besteht die Gefahr, dass man einen Rückschlag erleidet, wenn man zu früh einsteigt“, schilderte Freitag seine Gedanken.
Bundestrainer Werner Schuster tendiert zur sicheren Variante. „Er hat so einen tollen Sommer gehabt, so super trainiert, dass ich sage, der ist in Null Komma nix wieder fit, wenn er auf die Ski draufsteigen kann. Deswegen werden wir uns eher eine Woche mehr Zeit nehmen als eine zu wenig“, sagte Schuster.
Kein Wunder, nimmt Freitag doch eine Schlüsselrolle im deutschen Team ein. „Wir brauchen ihn für Sotschi. Und wer weiß, wofür es gut ist. Vielleicht ist er der einzige, der bei Olympia erholt und in Topform ist“, meinte der Bundestrainer.
Freitag quittiert solche Aussagen mit einem Lächeln. „Wenn man das standardisieren könnte, würde jeder Sportler sechs Wochen Pause machen“, sagte der dreifache Weltcupsieger und fügte hinzu: „Man kann nie genau sagen, wie es ausgeht. Ich wüsste es gern, weiß es aber nicht.“
Immerhin hat er während der Reha ein gutes Grundniveau halten können. Das lag auch an der guten Betreuung. „Die Abstimmung zwischen Trainer, Trainingswissenschaftler und Arzt funktioniert“, erzählte Freitag. Tipps von seinem Vater, einst selbst Skispringer und heute Orthopäde, habe er daher nicht benötigt.
In den nächsten Tagen wird er ein spezifisches Aufbautraining absolvieren, um dann zu versuchen, vor der Vierschanzentournee den Anschluss zu finden. Denn Anspruch und Kampfgeist haben keinen Schaden genommen; das Ziel für den Olympia-Winter ist trotz der Zwangspause in Stein gemeißelt: „Ich will mich wieder an der Spitze festbeißen.“