Freitag und Freund wieder top
Zakopane (dpa) - Wenn es gen Osten geht, sind Deutschlands Top-Skispringer kaum zu halten. Severin Freund feierte im Vorjahr in Sapporo seinen ersten Weltcupsieg, Richard Freitag tat es ihm in diesem Winter in Harrachov gleich.
In Zakopane hat sich der 20-Jährige nach einer verkorksten Vierschanzentournee nun mit zwei zweiten Plätzen eindrucksvoll in der Weltspitze zurückgemeldet.
„Die Schanzen liegen ihm, der Radius kommt ihm entgegen. Das Wochenende hat mir und der Mannschaft viel Spaß gemacht“, sagte Bundestrainer Werner Schuster nach den tollen Tagen von Zakopane und kündigte an: „Severin und Richard gehen nächste Woche in jedem Fall nach Sapporo.“
Nach der verhagelten Vierschanzentournee und der Kritik von außen war das Selbstvertrauen von Freund und Freitag angekratzt. Das zeigte sich auch beim Skifliegen vor einer Woche am Kulm. Doch nun ist wieder der Alltag in das Springerleben eingekehrt. Und mit ihm die Freude am Sport. „Es macht tatsächlich wieder Spaß. Die Sprünge kamen so, wie ich es mir immer wünsche. Es war ein Superwochenende“, meinte Freitag. Er hat nun schon vier Podestplätze in dieser Saison zu Buche stehen.
„Bei Richie stimmt es wieder. Da braucht man als Trainer kaum etwas zu korrigieren. Es sind nur Kleinigkeiten beim Timing. Mal kommt der Absprung einen Tick zu früh, mal einen zu Tick zu spät. Aber das merkt der Springer auch selbst“, beschrieb der Coach seine Arbeit mit Freitag zwischen den Durchgängen. Der Sachse habe seinen Rhythmus wieder gefunden. „Er springt aggressiv ab, hat dadurch eine schön Höhe und kommt dadurch ins Fliegen. Wenn das stimmt, braucht er nicht denken, sondern genießt den Flug. Und dann klappt auch die Landung“, meinte Schuster.
Das brachte Freitag den Erfolg zurück. Nur Sieger Gregor Schlierenzauer (131,5+132) war so konstant wie der Senkrechtstarter, der zweimal auf 131 Meter kam. Die nach dem ersten Durchgang davor platzierten Anders Bardal (Norwegen) und Andreas Kofler (Österreich) kamen mit den wechselnden Winden nicht zurecht und sprangen im Finale deutlich kürzer.
So freute sich Freitag wieder über Platz zwei und Schlierenzauer über seinen 39. Weltcupsieg. Damit zog der Österreicher mit Polens Skisprung-Held Adam Malysz gleich. Dem erst 22-jährigen „Jahrhunderttalent“ fehlen jetzt nur noch sieben Erfolge, um den Finnen Matti Nykänen an der Spitze der ewigen Bestenliste einzuholen.
Für Siege infrage kommt weiterhin auch Freund. Das bewies er in Zakopane. Am Freitag führte er nach dem ersten Durchgang, stürzte dann aber wegen sehr schlechter Bedingungen auf Rang zehn ab. Am Samstag startete er von Platz zehn kommend eine Aufholjagd, die mit Rang fünf belohn wurde. „Er hat natürlich Fehler gemacht. Aber er steht immer wieder auf, korrigiert und ist dann eben auch für Plätze ganz weit vorn gut“, lobte Schuster.
Selbstvertrauen holten sich auch Andreas Wank und Michael Neumayer. Während Wank endlich wieder konstant sprang, zeigte der Team-Oldie mit seinem letzten Sprung auf 129 Meter lange vermisstes Können. „Es ging von Sprung zu Sprung etwas besser. Und nun war der Rhythmus und der Fluss da und schon geht es ein paar Meter weiter. Die Lust am Springen ist immer noch da, das hat man hoffentlich gesehen. Es macht mir noch einen Riesenspaß“, sagte Neumayer.