Freund kann überraschen
Bundestrainer Werner Schuster ist zuversichtlich, dass seine Springer nicht enttäuschen werden.
Oberstdorf. Es geht um Bewegungssicherheit. Um Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit. Beides hat in den vergangenen Wochen bei Deutschlands Skispringern mächtig gelitten. „Unsere Situation ist nicht perfekt, weil die Vorleistungen nicht so waren, dass wir einen Favoriten stellen“, sagt der Skisprung-Bundestrainer Werner Schuster vor dem Auftaktspringen der Vierschanzentournee am Mittwoch in Oberstdorf, „aber ich halte Überraschungen für möglich.“
Wem möge eine Überraschung gelingen? Der gebürtige Österreicher ist weise genug, sein Wissen nicht leutselig preiszugeben: „Manchmal muss man auch einen Schatz für sich behalten, sonst verliert er seine Wirkung.“ Hinzu kommt, dass Schuster das Gesehene im Weltmaßstab realistisch einzuordnen weiß. Dennoch hat er weder die Zuversicht noch den Glauben an die Seinen verloren.
Mit der Tournee rücken die Gesichter um den Dienstältesten Martin Schmitt traditionell in den Fokus. Das erhöht den Druck. Nicht bei Severin Freund. Der 22-Jährige sagt gestärkt durch einen achten Platz beim Weltcup in Engelberg: „Ich bin in einer guten Situation und unbelastet. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich sofort etwas zerreißen müsste.“ Der eher Introvertierte aus Rastbüchl sieht die Herausforderung mit vier Springen in neun Tagen als ein Steinchen in seinem persönlichen sportiven Lebenswerk. „Ich möchte mich langfristig entwickeln.“ In der gestrigen Qualifikation landete er auf Rang 18.
Werner Schuster sagt über seinen Emporkömmling: „Severin ist kein so ein Genie, das man nur ein bisschen bei Laune halten muss. Er ist ein Arbeiter.“ Immerhin einer, dessen eigene Erwartungen mit den Ergebnissen gewachsen sind. Mit Pascal Bodmer, vor einem Jahr als Tournee-Siebter der Überraschungsmann, hat sich in Engelberg ein Zweiter mit Position 19 herangetastet. „Es war gut zu sehen, dass es noch geht“, sagte Bodmer.
Die Erfahrung von 16 Tournee-Jahren ist wertvoll — und doch nutzlos, wenn das Vertrauen in den eigenen Sprung fehlt. Daher hat Martin Schmitt das Angebot des Bundestrainers dankend angenommen und sich vor Weihnachten aus dem Weltcup ausgeklinkt. Um in Lillehammer seine Bewegungsmuster neu zusammenzusetzen. Noch fällt es dem 32-Jährigen schwer zu beurteilen, was die Tüftelei Wert ist.
Werner Schuster spricht von einer spannenden Phase, in der seine Mannschaft stecke. Die Spannung hält mindestens bis zum Dreikönigstag, dem Abschlussspringen in Bischofshofen.