Freund Zweiter beim Weltcup in Lahti - Stoch siegt

Lahti (dpa) - Als Severin Freund den ersten Sieg-Hattrick eines deutschen Skispringers seit Sven Hannawald vor zwölf Jahren knapp verpasst hatte, schlug er sich frustriert mit beiden Händen auf den Helm.

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Nur wenige Minuten danach war der Ärger aber schon wieder verraucht und die Freude über den zweiten Platz beim Weltcup in Lahti hinter Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch aus Polen groß. „Ich bin mit dem Tag trotzdem wieder sehr zufrieden“, sagte Freund lächelnd.

Nach Sprüngen auf 131,5 und 129,5 Meter lag der 25 Jahre alte Bayer, der die deutschen Ski-Adler am Vortag im Teamwettbewerb mit einer neuerlichen Gala-Vorstellung auf Rang zwei geführt hatte, nur 3,6 Punkte hinter dem neuen Weltcup-Spitzenreiter. Im Finale hatte Stoch bei 134,5 Meter eine saubere Telemark-Landung hingelegt, nach der er sich allerdings mit schmerzverzerrtem Gesicht immer wieder das Knie hielt. „Ich hoffe, dass es nichts Ernstes ist“, meinte Freund mitfühlend.

Zwar verkürzte Bundestrainer Werner Schuster den Anlauf für den Halbzeit-Führenden, doch ein kleiner Fehler kostete den möglichen Sieg. „Ich habe oben ein bisschen überdreht und korrigieren müssen. Daher fehlte ein bisschen“, berichtete Freund. „Wir hätten zwar gerne gewonnen. Aber was Stoch gemacht hat, war Wahnsinn. Daher sollte man sich nicht über den zweiten Rang grämen“, erklärte Schuster.

Einen deutschen Sieg-Hattrick im Weltcup hatte zuletzt Hannawald bei seinem Tournee-Grand-Slam 2001/2002 gelandet. Freund, der in der Weltcup-Gesamtwertung mit 907 Punkten auf Rang drei hinter dem Slowenen Peter Prevc (1078) und Stoch (1131) liegt, kann bereits am kommenden Dienstag in Kuopio eine neue Serie starten.

Leicht verbessert präsentierte sich Marinus Kraus, der 13. wurde. Andreas Wellinger, Michael Neumayer und Andreas Wank schafften es dagegen nicht in die Top 15, Richard Freitag und Karl Geiger nicht einmal ins Finale. „So richtig besser geworden ist es nicht. Wir wollen weiter vor“, kritisierte Schuster.

Am Vortag hatte Freund das olympische Gold-Quartett im Teamwettbewerb mit einer überragenden Leistung auf Platz zwei hinter Österreich geführt. „Ich hätte nie und nimmer damit gerechnet, dass wir noch Zweiter werden können. Die Jungs sind im zweiten Durchgang mit großer Leidenschaft gesprungen. Das war toll und wichtig für die Köpfe. Dieses Ergebnis gibt uns Moral für die weiteren Wettkämpfe“, lobte Schuster seine Schützlinge nach einer unglaublichen Aufholjagd.

Lange sah es nach einem Debakel aus, denn nach den ersten Sprüngen von Wank, Kraus und Wellinger lagen die deutschen Ski-Adler scheinbar hoffnungslos zurück. Beflügelt von seinen zwei Einzelsiegen in Falun und Lahti lieferte Freund dann aber erneut eine Glanzvorstellung ab und machte die Patzer seiner Kollegen ein wenig wett. Dennoch betrug der Rückstand zum Podium zur Halbzeit mehr als 20 Zähler. „Aufgegeben wird nicht. Wir kämpfen bis zum letzten Sprung“, heizte Freund in der Pause die Stimmung an.

Das zeigte Wirkung. Wank steigerte sich im Finale auf 123,5 Meter, Kraus und Wellinger segelten sogar auf 128,5 Meter. Urplötzlich war die deutsche Equipe wieder im Geschäft und zog dank Freund, der auf 127,5 Meter kam, noch an Norwegen und Slowenien vorbei.