Martin Schmitt feierlich verabschiedet
Willingen (dpa) - Als Martin Schmitt zur Sarah-Brightman-Hymne „Time to Say Goodbye“ eine letzte Ehrenrunde im Schanzenauslauf drehte, flossen bei so manchem Fan Tränen. 24 Stunden nach seiner Rücktrittserklärung erlebte Schmitt beim Skisprung-Weltcup in Willingen einen emotionalen Abschied.
„Das war ein ganz besonderer Moment. Wenn man das Kapitel endgültig beendet, ist schon ein wenig Wehmut dabei. Ich konnte es aber auch genießen. Zum Glück konnte ich die Tränen verkneifen“, sagte Schmitt der Nachrichtenagentur dpa.
Mehr als 15 000 Fans feierten den ersten und wohl auch letzten Popstar des deutschen Skisprungs, der die herzliche Verabschiedung als Lohn seiner jahrelangen Schanzenarbeit ansah. „Es gibt mir viel, dass ich die Leute begeistern konnte. Es war eine schöne Zeit, in der ich viel Rückhalt bekommen habe. Ohne die Fans, die die Karriere zu etwas Besonderem gemacht haben, hätte es wahrscheinlich nicht halb so viel Spaß gemacht“, betonte der viermalige Weltmeister.
Für seine Verdienste gab es von DSV-Präsident Franz Steinle das Sportehrenzeichen in Gold und ein großes Dankeschön. „Du hast die Menschen in Deutschland für das Skispringen begeistert und mit deiner sympathischen und ehrlichen Art berührt“, sagte Steinle.
Auch die ehemaligen Teamkollegen würdigten den Mannschafts-Olympiasieger von 2002. „Er hat unheimlich viel für das deutsche Skispringen getan“, stellte Severin Freund fest. „Für mich war er, gerade wenn man als jüngerer Springer in ein Team kommt, sehr wichtig.“
Richard Freitag bezeichnete Schmitt als „riesen Sportsmann“ und Vorbild: „Früher, wenn ich Fernsehen geschaut habe, war es Martin Schmitt, zu dem ich aufgeschaut habe. Er hat es solange durchgezogen und nichts hergeschenkt. Das ist Wahnsinn.“
Für Andreas Wellinger war Schmitt ebenfalls eine Leitfigur. „Als ich mit dem Springen angefangen habe, hat er alles gewonnen. Er war natürlich mein Vorbild“, berichtete der 18-Jährige. Und auch Andreas Wank zog seinen Hut: „Ich bin stolz, in einem Team mit ihm gewesen zu sein und gemeinsam Erfolge gefeiert zu haben.“
Selbst die internationale Konkurrenz wünschte Schmitt viel Glück für den neuen Lebensabschnitt. „Danke für all die Jahre und die spannenden Wettkämpfe“, sagte der Finne Janne Ahonen in der ARD. Und Japans 41 Jahre alter Skisprung-Opa Noriaki Kasai witzelte: „Ich warte auf dich.“ Einen Rücktritt vom Rücktritt hatte Schmitt allerdings schon am Freitag ausgeschlossen.
Und so bedankte er sich am Ende bei den Fans, von denen viele lila Mützen mit der Aufschrift „Danke Martin“ trugen, für die jahrelange Unterstützung. „Was ich erleben durfte, wird unvergesslich bleiben“, sagte Schmitt und winkte ein letztes Mal ins Publikum.