Skispringen: Die sieben Hoffnungsträger
Die Skispringer starten am Freitag in Klingenthal in die Olympia-Saison. Eine Bestandsaufnahme des deutschen Teams.
Klingenthal. Heimatgefühle für die deutschen Skispringer: Erstmals startet der Weltcup Freitag (18 Uhr) mit der Qualifikation von Klingenthal in die Saison. „Für uns sind die Wettbewerbe in Deutschland mehr Segen als Fluch“, sagt Bundestrainer Werner Schuster und freut sich auf die Anreise mit dem Auto. Eine Bestandsaufnahme seiner Kernmannschaft, über die er sagt: „Wir können uns mit Zuversicht stellen.“
Severin Freund ist nicht nur wegen seiner zwei WM-Medaillen von Val di Fiemme das Vorbild. „Er ist eine Leitfigur, ohne groß zu reden“, sagt Schuster über den Vierten des Gesamtweltcups. Wichtig für den 25-Jährigen war, dass die Saisonvorbereitung nach der Bandscheibenoperation 2012 problemlos verlaufen ist.
Weil der Student für internationales Management sein Athletiktraining im Sommer etwas vielfältiger angelegt hat, um die Olympia-Saison durchzustehen, hat er an technischer Sicherheit verloren. „Doch Severin lässt sich nie von seiner Linie abbringen“, sagt Schuster. „Mittlerweile bin ich jemand, der seine Leistung ziemlich gut bringt, wenn’s drauf ankommt“, sagt Freund.
Mit dem Oberstdorfer Karl Geiger geht ein zweites Talent in seine zweite Weltcupsaison. Der 20-Jährige „könnte noch für die ein oder andere Überraschung sorgen“, erklärt Schuster. Platz sechs bei der Olympia-Generalprobe in Sotschi ist das bisher beste Resultat des Hobby-Skifahrers. Untröstlich war Geiger, als er bei seiner ersten Vierschanzen-Tournee beim Heimspringen die Qualifikation zum ersten Wettbewerb verpasst hatte.
Mit seiner Routine muss der 34-jährige Michael Neumayer zu Saisonbeginn den Trainingsrückstand wettmachen, den er aufgrund einer Knieverletzung hat. Dennoch ist der Diplombetriebswirt aus Fischen im Allgäu stets in der Lage, Spitzenplätze zu erreichen. „Als Mannschaftsspringer ist er unverzichtbar“, sagt Schuster. Mit den Jungen kommt Neumayer gut aus, sie profitieren von den Tipps des Routiniers.
Seinen ersten Podiumsplatz im Weltcup hat sich Maximilian Mechler 2003 in Trondheim erarbeitet, knapp ein Jahrzehnt später ist er bei der Skiflug-WM in Vikersund Zweiter mit der Mannschaft geworden. Dazwischen lagen für den 29-Jährigen aus Isny auch harte Zeiten im Continentalcup, der zweiten Skisprung-Liga. Mechler profitiert vom verletzungsbedingten Ausfall Richard Freitags. Er sagt: „Diese Chance möchte ich natürlich nutzen, entsprechend konzentriert werde ich ans Werk gehen.“
Dank Marinus Kraus haben die Deutschen mit sieben Startplätzen einen mehr als vergangene Saison. Den ergatterte der 22-Jährige aus dem B-Kader mit guten Resultaten im Continentalcup. Der deutsche Meister arbeitet sich Schritt für Schritt nach oben. „Ich möchte das Vertrauen, das die Trainer in mich setzen, mit guten Leistungen zurückzahlen“, sagt Kraus. „Ideal wäre es, wenn ich gleich in Klingenthal Weltcuppunkte holen könnte. Ich traue mir das zu.“
Andreas Wank sind zuletzt gute Sprünge gelungen. Die Schanze im Vogtland liegt ihm, daher freut sich der 25-Jährige auf den Saisonauftakt. Der Bundestrainer sagt über ihn: „Er wird weiterhin mit 110 Prozent Einsatz um seinen Platz im Team kämpfen.“ Doch die Konkurrenz für Andreas Wank nimmt zu.
Instinktiv macht Andreas Wellinger viele Details im komplexen System Skispringen richtig. Zudem hat sich der 18-jährige ehemalige Kombinierer stabilisiert und den Sommer-Grand-Prix gewonnen. Schuster schützt den Aufsteiger, wenn er sagt: „Ich sehe ihn jetzt noch nicht auf der Stufe von Severin Freund.“ Der Gymnasiast kann an guten Tagen die Weltelite schlagen. Doch die Erwartungen an den Gymnasiasten aus Weißbach sind gestiegen — auch die eigenen. Sein Ziel: „Locker drauflosspringen.“ Gelingt es ihm, seine Unbekümmertheit beizubehalten, ist der erste Weltcupsieg möglich.
“ Skispringen, Qualifikation am Freitag, 17.45 Uhr/Eurosport