Skispringer im Soll - Olympiasieg erschwert Vorbereitung

Klingenthal (dpa) - Richard Freitag hüpfte wie ein Flummi im Auslauf der Vogtland Arena herum, Bundestrainer Werner Schuster jubelte auf dem Trainerplateau. Der Sieg des sächsischen Adlers beim Finale des Sommer-Grand Prix der Skispringer in Klingenthal war Wasser auf die Mühlen des deutschen Teams.

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Sieben Wochen vor dem Weltcup-Auftakt an gleicher Stelle holten sich die Schuster-Schützlinge noch einmal Selbstvertrauen und Motivation für die anstehende Saison-Vorbereitung.

Nach dem Skifliegen von Planica im März war es ruhig um die deutschen Springer geworden, die anders als in den vergangenen beiden Jahren mit dem Grand Prix-Gesamtsieg diesmal nur punktuell im Sommer von sich reden machten. „Das war gewollt. In den zurückliegenden Jahren wollten wir uns Selbstvertrauen über den Grand Prix holen. Diesmal kamen wir mit Erfolgen aus dem Winter und wollten nur bedingt Highlights setzen. Das ist uns gelungen“, erklärte Schuster.

„Wir sind durch das Sommertraining irgendwie breiter aufgestellt. Die Sprünge sind nicht alle super, aber wir kommen damit auch durch und sind für Podestplätze gut. Wenn jetzt die unmittelbare Saisonvorbereitung auch so gut läuft, dann denke ich, dass wir hervorragend für den Winter gerüstet sind“, sagte Freitag, der sich in Klingenthal vor dem Tschechen Romans Koudelka und Rune Velta aus Norwegen durchsetzte.

Auch Team-Olympiasieger und Skiflug-Weltmeister Severin Freund traut dem Team einiges zu. „Wir werden die sieben Wochen bis zum Weltcup-Auftakt nutzen und noch an der Athletik und am Sprunggefühl arbeiten. Wir haben das Potenzial und den Willen, weiter erfolgreich zu sein. Wenn die Erfolge des vergangenen Winters keine Motivation sind, weiß ich auch nicht“, erklärte der Rastbüchler.

Ihm verleiht Schuster das Prädikat Vollprofi. „Er war der Einzige, der nach dem Olympiasieg auf dem hohen Level weitergemacht hat und sogar stärker geworden ist. Die anderen aus dem Team waren emotional überfordert, was bei einem 19-Jährigen irgendwo auch verständlich ist. Es ist nicht einfach, die verschiedenen Charaktere so zu händeln, dass sie wieder bei Null anfangen müssen. Letztlich muss es auch jeder für sich ausmachen, wie er mit so einem Erfolg umgeht. Aber ich denke, wir bekommen das ganz gut hin“, berichtete Schuster über die Probleme, die ein Olympiasieg auch mit sich bringen kann.

Mit Freund und dem nach seinem verletzungsbedingten „Seuchenjahr“ wiedererstarkten Freitag hat der Coach für seine hohen Ziele der nächsten Saison zwei Antreiber im Team. Zwei WM-Medaillen in Falun, der Kampf um den Gesamtweltcup-Sieg, vor allem aber ein gewichtiges Wort bei der Vergabe des Vierschanzentournee-Gesamterfolges peilt Schuster an.