Skisprung-Bundestrainer Schuster: „Es gibt keine Wehmut“
Innsbruck (dpa) - Deutschlands Skispringer absolvieren derzeit die beste Vierschanzentournee seit 13 Jahren. Damals landete Titelverteidiger Sven Hannawald in der Gesamtwertung hinter dem Finnen Janne Ahonen auf Rang zwei.
Danach sieht es bei der 64. Auflage auch für Weltmeister Severin Freund aus, der mit einem Rückstand von fast 20 Punkten auf den Slowenen Peter Prevc ins Finale geht. Bundestrainer Werner Schuster sprach vor der Weiterreise nach Bischofshofen über die Aussichten und zog eine erste Tournee-Bilanz.
Ist es ein Wermutstropfen, dass Severin Freund die Tournee trotz einer starken Vorstellung wahrscheinlich nicht gewinnen wird?
Werner Schuster: Es gibt keine Wehmut, denn Peter Prevc ist bisher zu gut gesprungen, als das man sich ärgern könnte. Er hat eine eindrucksvolle Performance hingelegt. Da hätte es sechs perfekte Sprünge gebraucht. Severin hat bisher eine tolle Geschichte geschrieben. Er ist der erste Verfolger und eine sehr gute Tournee gesprungen.
Was fehlte?
Schuster:Wenn du Erster, Zweiter und Dritter wirst, führst du normalerweise oder bist zumindest in Schlagdistanz. Aber Prevc hat überragende Sprünge gemacht. Es überwiegt aber das Positive. Wir haben bis jetzt einige Nüsse geknackt.
Sehen Sie noch eine Chance für Freund?
Schuster:20 Punkte aufzuholen wird gegen Prevc äußerst schwer, dafür ist der Gegner einfach zu stark. Die Schanze in Bischofshofen liegt ihm vom Profil gut. Da kommen seine Qualitäten voll durch. Es braucht eigentlich einen Fehler von ihm oder äußere Umstände, damit noch was gehen kann. Beide respektieren sich aber viel zu sehr, als dass man dem anderen einen Fehler oder Sturz gönnt.
Sind Sie trotzdem mit dem Tourneeverlauf zufrieden?
Schuster:Ja. Es ist eine Befriedigung, dass es jetzt auch bei der Tournee gelungen ist, einen bedeutenden Schritt weiterzukommen. Auch wenn der Sieg noch ein Stückchen weg ist. Wir haben gemeinsam das Level angehoben. Es ist super, dass wir die Tür mal durchschritten haben. Den Unterschied macht natürlich Severin, denn im Vorjahr hatten wir auch Fünf unter den besten 15. Da war der Beste aber Sechster und das hat uns niemand gedankt. Man will einfach die Top-Performance sehen und da haben wir jetzt einen dabei. Das ist sehr angenehm.
Wie bewerten Sie die Auftritte der Anschlussspringer?
Schuster:Richard Freitag ist springerisch derjenige, der Severin am ehesten das Wasser reichen könnte. Er hätte in Innsbruck ganz locker Dritter oder Vierter werden können, aber er war übermotiviert. Er sieht die Lücke nach vorne und will sie mit Gewalt schließen. Andreas Wank ist frech aufgetreten und hat sein Ziel bisher erreicht. Er wollte viermal in den Top 15 landen. Das hat er bisher eindrucksvoll bestätigt. Im Moment ist es toll, ihn im Team zu haben. Andreas Wellinger hatte sich für die Tournee viel vorgenommen. Wahrscheinlich zu viel. Er hat gedacht, jetzt kommt meine Bühne, und war zu ungeduldig. Ich bin aber eigentlich mit seinem Weg zufrieden.