Topspringer Freund entspannt - Hohe Ziele im WM-Winter

Klingenthal (dpa) - Meriten des vergangenen Winters sind für Severin Freund längst Schnee von gestern. Das Olympia-Gold mit dem Team, der Triumph bei der Skiflug-WM, der dritte Platz im Gesamtweltcup - das alles zählt für ihn nicht mehr, wenn die WM-Saison beginnt.

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„Ich halte nichts davon, so wahnsinnig groß in Erinnerungen an vergangene Wettkämpfe zu schwelgen, sondern blicke lieber nach vorne. Da gibt es genug, was ich erledigen kann“, sagt Freund vor dem Heimweltcup in Klingenthal.

Trotz des erfolgreichsten Winters seiner Karriere sind Deutschlands derzeit bestem Skispringer die Ziele noch lange nicht ausgegangen. Allen voran der Sieg bei der Vierschanzentournee, die er in den vergangenen Jahren regelmäßig verhauen hat. „Ich traue mir zu, um den Sieg mitzuspringen. Das Potenzial habe ich sicher, dafür habe ich mittlerweile auch genügend Weltcupsiege“, erklärt der 26-Jährige. „Aber die Sache ist, dass man die Tournee nicht planen kann.“

Und natürlich ist da auch die Weltmeisterschaft im Februar in Falun im Hinterkopf. Eine Einzelmedaille fehlt dem Vierten von 2013 nämlich noch - genauso wie WM-Gold mit der Mannschaft. „Der Olympiasieg im Team war der erste große Titel, den wir als Mannschaft geholt haben. Ich glaube, dass es sicher nicht der letzte große Titel sein muss. Weil wir extrem viel Potenzial haben, weil wir extrem viel Willen haben in der Mannschaft“, sagt der Bayer.

Er selbst geht mit gutem Beispiel voran. Während seine Kollegen nach dem Sotschi-Triumph nicht mehr in die Spur fanden, drehte Freund zum Ende der vergangenen Saison erst richtig auf. „Severin ist der absolute Vollprofi, der das ganz toll hinbekommen hat. Er hat einen klaren Plan“, lobt Bundestrainer Werner Schuster seine unumstrittene Nummer eins.

Freund hat den Sommer intensiv genutzt und wähnt sich gut vorbereitet auf die anstehenden sportlichen Herausforderungen. Zumal ihm sein Rücken, an dem er vor drei Jahren operiert werden musste, keine Probleme bereitet. „Ich habe nicht mehr so viel investieren müssen in Stabilitätsübungen wie die Jahre zuvor. Es wird immer etwas sein, wo ich hellhörig und konsequent sein muss. Aber im Moment ist es wirklich sehr, sehr gut“, berichtet der neunmalige Weltcupsieger. Schuster sieht seinen Musterschüler durch die Vorsaison zusätzlich gestärkt. „Severin hat speziell mit den Erfolgen und dem Titel bei der Skiflug-WM noch einmal Substanz geschöpft“, sagt der Coach. Die soll am besten schon in Klingenthal zum Tragen kommen. „Wenn man weiß, dass man solche Dinge geschafft hat, macht es stärker, weil man weiß, woher es kommt, wie man dahin gekommen ist. Man weiß, was in der Vergangenheit funktioniert hat“, erzählt Freund.

Das ist ihm viel wichtiger als die langsam verblassenden Erinnerungen an die Triumphe. „Du bist wahnsinnig euphorisch, es ist ein wahnsinnig emotionaler Moment, aber die Vorstellung, man könne einfach immer wieder in die Situation zurückspringen und überlegen, wie es genau war - das ist nicht möglich“, berichtet er. Deshalb richtet Freund den Blick lieber nach vorn: „Wir müssen weiter so konsequent arbeiten und den guten Teamspirit beibehalten. Dann können es wirklich sehr, sehr schöne Jahre werden.“