Wellinger hofft auf WM - Eliteschüler des Sports
Frankfurt/Main (dpa) - Für die Auszeichnung als Eliteschüler des Sports hatte sich Andreas Wellinger extra fein gemacht. Im weißen Hemd und blauem Sakko nahm der Skisprung-Olympiasieger im Kaisersaal des Frankfurter Römer die Ehrung durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) entgegen.
In Kürze will der nach einem schweren Sturz und anschließender Schlüsselbeinoperation im Wartestand befindliche Abiturient auch im Sprunganzug wieder eine gute Figur machen. „Ich hoffe, dass ich bald wieder einsatzfähig sein werde“, sagte Wellinger der Deutschen Presse-Agentur.
Am Dienstag steht eine wichtige medizinische Untersuchung an. Danach werden die Ärzte entscheiden, ob Wellinger schon wieder auf die Schanze darf. Der kann es kaum erwarten. „Es war sehr komisch, nichts tun zu können. Wenn man 13 Jahre lang jeden Tag Sport machen kann und dann plötzlich nicht mehr, ist das natürlich kein tolles Gefühl“, berichtete er.
Sollte er grünes Licht erhalten, ginge es demnächst zum Training auf die Normalschanze. „Wir werden ihn mit all unserer Erfahrung behutsam aufbauen“, verkündete Bundestrainer Werner Schuster. Besonders wichtig sei es, dass Wellinger wieder seine Sprungsicherheit zurückerlange und auf seine Instinkte vertraue. „Wenn er frech und unbekümmert springen kann, wieder das Gefühl hat, das Limit zu beherrschen, kann er in die Weltspitze zurückkehren“, sagte Schuster.
Ende November war Wellinger beim Weltcup im finnischen Kuusamo schwer gestürzt. Der Coach weiß, dass es nach diesem Crash neben der körperlichen auch eine psychische Komponente zu beachten gilt. „Auch das größte Sonnenkind wie Wellinger kann einen solchen Sturz nicht einfach in die Tasche stecken“, betonte er.
Wellinger hat deshalb mit dem Teampsychologen der deutschen Mannschaft zusammengearbeitet. „Wie ich den Sturz mental verarbeitet habe, werde ich wohl erst wissen, wenn ich wieder auf der Schanze stehe“, erklärte er. Er sei aber zuversichtlich, „dass ich wieder dorthin komme, wo ich mal war“.
In den vergangenen Wochen, in denen er oft zum Nichtstun verurteilt war, hat er sich wieder mehr um die Schule gekümmert. „Anfangs war es etwas kompliziert, weil ich nicht schreiben konnte. Über die Ferien habe ich mich soweit regeneriert, dass ich den Arm wieder bewegen kann“, berichtete er und fügte hinzu: „Ich bin optimistisch, dass ich im Juli mit dem Abi in der Hand dastehe.“
Zuvor möchte er aber sportlich auftrumpfen. „Die WM ist ein Thema für mich, das ist ein realistisches Ziel“, betonte Wellinger mit Blick auf die Titelkämpfe Mitte Februar in Falun. „Skispringen ist wie Radfahren - das verlernt man nicht. Daher ist einiges möglich.“ Die Chancen stehen also nicht schlecht, zumal Schuster dem Team-Olympiasieger bereits in Aussicht gestellt hat: „Wenn er die Sicherheit hat, bleibt die Tür für die WM bis zum letzten Tag offen.“