„Trauerspiel“: Pechstein will Änderungen in DESG
Berlin (dpa) - In einem Rundumschlag hat Claudia Pechstein nach dem medaillenlosen Olympia-Auftritt der deutschen Eisschnellläufer insbesondere Verbands-Sportdirektor Günter Schumacher attackiert.
„Letztlich trägt einer die Verantwortung. Er hätte uns auf Kurs halten und Ideen entwickeln müssen. Aber er ist schon seit Jahren viel zu weit weg vom Team“, sagte die 42 Jahre alte Olympiasiegerin der „Berliner Morgenpost“.
Schumacher weile nur selten beim Training oder Wettkämpfen und suche kaum das Gespräch mit den Athleten, kritisierte Pechstein. Die Unzufriedenheit sei viel größer, „als er es sich in seinem stillen Kämmerlein in der Geschäftsstelle in München vorstellen kann“. Die sportliche Führung gebe ein „Trauerspiel“ ab, sagte Pechstein und verlangte einen Wechsel durch das Präsidium der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG).
Die erfolgreichste deutsche Wintersportlerin monierte, die Verbandsarbeit ohne Konzept und System und der damit verbundene Misserfolg bringen viele ihrer Teamkollegen um die Chance auf Erfolg. Pechstein forderte einen konkreten Plan für die nächsten acht bis zwölf Jahre und nannte einige der aus ihrer Sicht kritikwürdigen Zustände. „Die Sportler wollen laufen, und die Trainer lassen sie nicht. Da dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir uns zurückentwickeln“, sagte sie.
„Oder nehmen wir die verschenkte Medaillenchance im Teamrennen bei Olympia. Alle anderen Nationen trainieren das, bis jeder Schritt sitzt. Bei uns ist professionelles und regelmäßiges Teamtraining ein Fremdwort.“ Beim Gedanken an die verpasste Olympia-Qualifikation nach Gold 2006 und 2010 „könnte ich jetzt noch heulen vor Wut“.
Um solche Mängel zu beheben, brauche es eine starke sportliche Führung auf Verbandsseite, meinte Pechstein. „Wenn ich jetzt sagen würde, wir haben eine schwache, dann wäre das gelogen. Wir haben überhaupt keine. Bei uns können die Stützpunkte und vor allem die dortigen Trainer schalten und walten, wie sie wollen.“ Pechstein nahm auch die Sportler erneut in die Pflicht. Nicht nur Trainer und Funktionäre müssten ranklotzen. Sie habe schon öfter die nötige Leidensfähigkeit und den bei manchen fehlenden Biss bemängelt.