25 Banken im Euroraum bei EZB-Tests durchgefallen
Frankfurt/Main (dpa) - Aufatmen in Europa: Die meisten großen Banken in Europa sind für schwere Zeiten gewappnet. Allerdings klaffen vor allem bei Geldhäusern in Italien und Griechenland noch Kapitallücken, die spätestens in neun Monaten geschlossen werden müssen.
13 Häuser im Euroraum brauchen noch knapp zehn Milliarden Euro, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Sonntag in Frankfurt mitteilte. Im schlechtesten Fall müssten noch einmal die Steuerzahler in den Ländern einspringen.
25 der 130 untersuchten Institute im Euroraum fielen beim EZB-Stresstest zum Stichtag 31. Dezember 2013 durch, darunter als einzige deutsche Bank die Münchener Hypothekenbank. Diese und elf weitere Geldhäuser haben in diesem Jahr aber schon nachgebessert und ihre Puffer um insgesamt 15 Milliarden Euro gestärkt. „Für deutsche Banken sind daher keine weiteren Maßnahmen notwendig“, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU).
Die meisten Banken rasselten in Italien durch, insgesamt neun. Fünf davon haben Kapitallücken aber geschlossen. Noch nicht fit ist unter anderem die angeschlagene Traditionsbank Monte dei Paschi di Siena. Die MPS teilte nach einer Verwaltungsratssitzung mit, gemeinsam mit den Großbanken UBS und Citigroup als Berater nun alle verfügbaren „strategischen Optionen“ prüfen zu wollen. In Griechenland müssen die Eurobank und die National Bank of Greece nachbessern.
Die EZB, die am 4. November die Aufsicht über die größten Banken der Eurozone übernimmt, verlangt von den 13 Instituten bis zum 10. November 2014 Pläne, wie sie die verbleibenden Kapitallücken schließen wollen. Das sagte die Chefin der neuen Euro-Bankenaufsicht, Danièle Nouy. Probleme, die beim Bilanzcheck im ersten Teil der Überprüfung festgestellt wurden, müssen die Banken binnen sechs Monaten nach Bekanntgabe der Ergebnisse lösen. Für Kapitallöcher aus dem Stresstest geben ihnen die Aufseher neun Monate Zeit.
Erste Banken kündigten bereits am Sonntag Schritte an. Bekommen die Institute auf dem Kapitalmarkt kein frisches Geld oder können sie die Lücken nicht anderweitig schließen, sollen noch einmal die Nationalstaaten, also letztlich die Steuerzahler, einspringen. In vielen Ländern gibt es dafür bereits entsprechende Notfallprogramme.
EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger betonte, für das Stopfen der Kapitallücken seien in erster Linie die betroffenen Banken zuständig: „Wenn das nicht zum Erfolg führt, müssen wir darüber sprechen, was der Heimatstaat machen muss“.
Außerhalb der Eurozone bestanden sämtliche Geldhäuser den Stresstest der Bankenaufsicht EBA. Die geprüften Banken in Großbritannien, Dänemark, Schweden, Norwegen, Ungarn und Polen haben aus Sicht der Behörde auch im Fall einer Finanzkrise genug Eigenkapital, teilte die EBA in London mit. Die EBA nahm auch Geldhäuser in Ländern unter die Lupe, in denen nicht mit Euro gezahlt wird.
Als „sehr erfreulich“ bezeichnete die Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), Elke König, das Abschneiden der deutschen Teilnehmer. König forderte die Institute aber auf, sich nicht auf „ihren Lorbeeren“ auszuruhen. „Nach dem Stresstest ist vor dem Stresstest“, mahnte auch Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret. ifo-Präsident Hans-Werner Sinn kritisierte den Stresstest als zu zahm. „Die EZB hat es vermieden, ein Szenario der Deflation für Südeuropa durchzuspielen“, sagte Sinn in München. Insgesamt wurden in Deutschland 24 Banken-Gruppen überprüft.
Die HSH Nordbank, die unter anderem wegen ihres hohen Anteils an Schiffskrediten bis zuletzt als Wackelkandidat galt, besitzt dem Test zufolge genug Kapital, um auch starken wirtschaftlichen Belastungen in den kommenden Jahren standzuhalten.
Die seit der Finanzkrise teilverstaatlichte Commerzbank und die NordLB meisterten den Test ebenfalls. Sie waren wegen ihrer umfangreichen Engagements bei Schiffsfinanzierungen kritisch beäugt worden. Die Deutsche Bank bestand den Fitnesscheck locker.
Tausende EZB-Experten, nationale Aufseher und externe Wirtschaftsprüfer hatten in den vergangenen Monaten zunächst die Bilanzen der Banken durchleuchtet. Sie waren auf der Suche nach Kapitallöchern oder Altlasten - etwa wackelige Kredite, bei denen die Rückzahlung nicht sicher ist.
Danach folgte der Stresstest: Die Prüfer untersuchten beispielsweise, was mit den Finanzen des Geldinstitutes passiert, wenn die Wirtschaft einbricht. Die Banken mussten beweisen, dass sie auch unter solchen Umständen genug Kapital haben.