#ParisAttacks Abdelhamid Abaaoud: Islamist im Fadenkreuz der Ermittler
Paris/Brüssel (dpa) - Mit aller Kraft fahnden die Ermittler nach dem Terrorverdächtigen Abdelhamid Abaaoud.
Die Hoffnung, ihn zu finden, löste nach Angaben von Staatsanwalt François Molins auch eine großangelegte Polizeiaktion in Saint-Denis nördlich von Paris aus. Die Ermittler hatten demnach Hinweise, dass er sich dort in einer konspirativen Wohnung aufhalten könnte.
Spätestens seit dem vergangenen Januar steht Abaaoud auf jeder Fahndungsliste. Der 28-jährige Belgier hat Kampferfahrung in Syrien und ist berüchtigt als meistgesuchter Islamist Belgiens.
Der mutmaßliche Terrorpate, Sohn eines marokkanischen Händlers, wurde bereits seit einem vereitelten Terroranschlag auf Polizisten im ostbelgischen Verviers gesucht. Bei dem Einsatz von Polizei-Spezialkräften im vergangenen Januar waren zwei gesuchte Terroristen ums Leben gekommen, Abaaoud soll Kopf der aus drei Personen bestehenden Terrorzelle gewesen sein.
Abaaoud lebte früher in dem als Islamistenhochburg bekannten Brüsseler Stadtteil Molenbeek. Medienberichten zufolge stand er auch in engem Kontakt mit Brahim Abdeslam, der sich am Freitagabend in Paris auf dem Boulevard Voltaire in die Luft gesprengt hat. Beide Namen sollen auch in Verbindung stehen mit mehreren Straftaten aus den Jahren 2010 und 2011.
In mehreren Propagandavideos der Dschihadisten taucht der Belgier auf. Bekannt ist auch ein Video, auf dem Abaaoud ein Auto steuert, das vier verstümmelte Leichen hinter sich herzieht. Im vergangenen Juli wurde Abaaoud in Brüssel wegen Rekrutierung von Syrien-Kämpfern zu 20 Jahren Haft verurteilt - in Abwesenheit.
Schlagzeilen machte der Islamist gemeinsam mit seinem kleinen Bruder Younes, der ihm im vergangenen Jahr als Kämpfer nach Syrien gefolgt war. Belgische Zeitungen bezeichneten den 13-Jährigen damals als „jüngsten Dschihadisten der Welt“. Auf einem Foto im Internet posiert ein Junge in traditioneller Kleidung und mit Waffe, es soll sich dabei um Younes handeln.
Auch bekannt als Abu Omar al-Baldschiki („der Belgier“) verheimlicht Abaaoud seine Terrorpläne keineswegs: Nach Angaben der englischen Tageszeitung „Guardian“ rühmte er sich in einem Interview des über das Internet verbreiteten Propaganda-Magazins „Dabik“ der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) mehrerer Terrorplanungen gegen den Westen - von Belgien aus und „direkt vor der Nase des belgischen Geheimdienstes“. „Mein Name und mein Bild waren überall in den Nachrichten, trotzdem konnte ich in ihrem Land bleiben, Operationen gegen sie planen und ungehindert weggehen, als es nötig war.“ Als bereits gesuchter Islamist sei er sogar kontrolliert worden, behauptet er. Der Polizist habe ihn aber nicht erkannt. Unklar ist allerdings, ob das Interview echt ist.
„Er ist genau die Art von Mensch, von der man erwarten würde, so etwas zu planen“, sagte IS-Experte Charlie Winter der englischen Zeitung „Independent“. Es sei zudem wahrscheinlich, dass Abaaoud bereits Erfahrung in der Planung und Organisation von Terroranschlägen habe: „Drahtzieher eines solchen Angriffs mit mehreren Attentätern, mehreren Zielen und mehreren Waffen wird man nicht einfach so.“