Ägypten-Krise: Die wichtigsten Akteure
Kairo (dpa) - In der ägyptischen Krise spielen sie Schlüsselrollen: Friedensnobelpreisträger Mohammed El Baradei, der neue Vizepräsident Omar Suleiman, Ministerpräsident Ahmad Schafik und der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa.
Eine Übersicht:
MOHAMMED EL BARADEI: Er ist das international bekannteste Gesicht der ägyptischen Opposition. Jahrelang sah man den heute 68-jährigen Diplomaten als Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien, wie er versuchte, Licht in dunkle Atomprogramme von Ländern wie Iran oder Nordkorea zu bringen. Zum Ärger von US-Präsident George W. Bush attestierte er dem Irak kurz vor Beginn der Militärintervention 2003, keine Atomwaffen zu besitzen. Sein Engagement bescherte ihm 2005 den Friedensnobelpreis. Nach seinem Abschied von der IAEA 2009 schien es zunächst, als führe er ein beschauliches Rentnerdasein in Wien. Doch im Februar vorigen Jahres kehrte er im Triumph in seine Heimat zurück und setzte sich für den Zusammenschluss der Opposition ein. Kritiker werfen ihm allerdings vor, dass er nicht dauerhaft in Ägypten blieb. Ein geborener Volkstribun ist Baradei zwar nicht, doch schließt er eine Kandidatur fürs höchste Staatsamt nicht aus.
OMAR SULEIMAN: Der langjährige Geheimdienstchef Omar Suleiman gilt seit der Ernennung zum Vizepräsidenten Ende Januar vielen als Manager des Übergangs in Ägypten. Die USA und Israel betrachten ihn als „Wunschpartner“, da er nicht nur den islamistischen Terror daheim bekämpfte, sondern auch die pro-westliche Palästinenserfraktion um deren Präsidenten Mahmud Abbas gegen die islamistische Hamas unterstützte. Suleiman stammt aus der ländlichen Provinz Kena in Oberägypten, wo er nach unterschiedlichen Angaben 1935 oder 1936 geboren wurde. Nach einer Laufbahn in der Militärabwehr wurde er 1993 Chef des Allgemeinen Sicherheitsdienstes. Während seine Vorgänger stets nur im Verborgenen wirken durften, stand Suleiman seit 2000 in der Öffentlichkeit, meist an der Seite seines Präsidenten. Mit öffentlichen Äußerungen hielt er sich aber in all den Jahren zurück. Mehr als sein typisches Lächeln hatte er für die auf ihn gerichteten Fernsehkameras nicht übrig.
AHMAD SCHAFIK: Über viele Jahre war der im November 1936 geborene Ahmad Schafik so etwas wie Ägyptens Herr der Lüfte. Nach einer langen Karriere als Kampfflieger und Offizier wurde er 1996 ägyptischer Luftwaffenchef. Sechs Jahre später trat er als Minister für zivile Luftfahrt ins Kabinett von Präsident Husni Mubarak ein. Als Mubarak selber Luftwaffenchef war, soll Schafik als einer seiner besten Piloten im Jom-Kippur-Krieg 1973 zwei israelische Kampfflugzeuge abgeschossen haben, was ein besonderes Vertrauensverhältnis schuf. Auslandserfahrung sammelte er später als ägyptischer Militärattaché an der Botschaft in Rom. Seine Amtsführung als ziviler Luftfahrtchef gilt als erfolgreich. So trug er wesentlich zur Modernisierung der ägyptischen Flughäfen und zur Sanierung der maroden Fluggesellschaft Egypt Air bei. Damit stärkte er letztlich auch den bis zur Krise wirtschaftlich so wichtigen Tourismussektor. Ende Januar ernannte ihn Mubarak zum neuen Ministerpräsidenten.
AMRE MUSSA: Amre Mussa ist ein populärer und weltgewandter Diplomat, dem schon früher Ambitionen auf das höchste Staatsamt in Ägypten nachgesagt wurden. Als Präsident Husni Mubarak dem damaligen Außenminister 2001 auf den Posten des Generalsekretärs der Arabischen Liga hievte, munkelte man am Nil, Mussa sei in Wirklichkeit „weggelobt“ worden. Der populäre Chefdiplomat sei zu mächtig geworden, hieß es. Im kleinen Kreis machte Mussa damals keinen Hehl daraus, dass er lieber Außenminister geblieben wäre. Als solcher hatte der studierte Jurist sich als „Wadenbeißer“ Mubaraks mit offener und direkter Kritik an Israel einen Namen gemacht. Als Liga-Generalsekretär schliff sich sein kantiges Profil zwar etwas ab, doch verlor er seine knappe und unverblümte Art nie ganz. Dieser Tage mischte sich der 74-Jährige unter die jungen Demonstranten am Tahrir-Platz. Er schloss nicht aus, bei den nächsten Wahlen für das Amt des Staatspräsidenten zu kandidieren.