Ärger im Limburger Bistum: „Ich lach mich kaputt“
Limburg (dpa) - Der Papst hat zwar eine Entscheidung über die nähere Zukunft des umstrittenen Limburger Bischofs getroffen. Freunde hat er sich damit in der Stadt aber nicht gemacht. Rund um den Domplatz finden die Menschen deutliche Worte.
Im Limburger Dom brennen die Kerzen wie sonst auch. Ein Mann sitzt in sich gekehrt auf der Bank, Besucher bewundern das Bauwerk. Aber die Film- und Radioteams vor der Tür und die teils aufgebrachten Gespräche der Menschen machen deutlich: Dieser trübe Mittwoch ist ein besonderer Tag für das Limburger Krisen-Bistum. Papst Franziskus hat in Rom eine Entscheidung nicht nur zur Zukunft des umstrittenen Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst getroffen. Er hat auch entschieden über die Stimmungslage im Limburg.
Auf dem Domberg in der Stadt hätten sich viele eine klarere Entscheidung aus dem Vatikan gewünscht. Tebartz-van Elst soll sich also auf Wunsch des Papstes zurückziehen, zunächst vorübergehend. Aber bis wann? Und kommt er wieder? Schon seit Wochen steht der katholische Oberhirte vor allem wegen seiner Amtsführung - Kritiker nennen sie autoritär - und der mindestens 31 Millionen Euro teuren Bischofsresidenz in den Schlagzeilen.
„Ich lach mich kaputt“, sagt eine Frau, die zufällig an diesem Tag Limburg besucht. Und sie glaubt: „So will der Papst Zeit gewinnen.“ Eine andere Reisende ist deutlicher: „Die Entscheidung des Papstes ist nicht in Ordnung.“ Die Gläubigen im Bistum vertrauten dem Bischof doch gar nicht mehr, wie solle da eine Rückkehr möglich sein? Ein weiterer Einwurf der resoluten Runde: „Der Bischof kann nicht mehr zurückkommen. Das ist gelaufen.“
Das sieht auch ein Limburger so: „Ein Bischof, der sich diese ganzen Dinge leistet, dürfte für ein Bistum nicht mehr tragbar sein.“ Es wäre anständiger, wenn Tebartz-van Elst seinen Rücktritt anbiete, findet er. Eine Dame fühlt mit dem Papst und spricht von einer schweren Entscheidung: „Es ist nicht schlimm, wenn er sich dann Zeit nimmt.“
Der Bischofssitz liegt direkt gegenüber des Doms. Und die Menschen hier können nicht fassen, dass für diesen „schwarzen Kasten“, diesen „Sarg“ - gemeint ist die Privatkapelle des Bischofs - und alle weiteren Gebäude so viel Geld ausgegeben wurde.
Ein Mann aus Frankfurt sieht die Schuld für die Misere, die mittlerweile die deutsche Kirche in eine Krise gestürzt hat, nicht allein bei Bischof Tebartz-van Elst: „Es ist eine Frechheit, ihn allein verantwortlich zu machen. Er ist zwar der Chef, aber er hat doch auch Leute, die für ihn arbeiten.“ Ein Reisender aus dem Rheinland, der im Dom mit seiner Frau steht, rät dem Kirchenmann: „Wenn er klug ist, kehrt er nicht mehr zurück und geht vielleicht ins Ausland.“
Wie aufgewühlt die Stimmung im Bistum ist, zeigt auch eine kleine Spendenbox für die Caritas im Dom: „Investieren Sie in Menschlichkeit“, steht da. Doch jemand hat darüber gekritzelt: „Das ist ja wohl ein Witz.“ Klein daneben steht: „Nein“.