Analyse: Blühende Geschäfte für Waffenschmuggler

Beirut (dpa) - Der Waffenschmuggel blüht entlang der 330 Kilometer langen Grenze zwischen dem Libanon und Syrien. Nachfrage und Preise für Waffen steigen, je länger der Konflikt dauert.

Abu Abdo hat gut lachen. Die Geschäfte laufen blendend. Der Libanese verdient sein Geld mit Waffenschmuggel ins benachbarte Syrien. Die zunächst friedlichen Proteste gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad haben sich in einen bewaffneten Konflikt zwischen Regierungstruppen und Rebellen verwandelt. „Handfeuerwaffen und Maschinengewehre sind bei den syrischen Rebellen sehr begehrt“, erzählt der illegale Waffenhändler. Seinen wirklichen Namen will er nicht nennen. Aus Sicherheitsgründen.

„Wir benutzen die selben Schmuggelrouten, die wir auch während des Bürgerkrieges im Libanon genutzt haben“, sagt Abu Abdo. Er sitzt in einem schicken Café in Beirut. Anders als in anderen Stadtteilen sieht man hier keine Spuren des Bürgerkrieges mehr, der von 1975 bis 1990 im Land tobte.

Die 330 Kilometer lange, wenig bewachte Grenze zu Syrien machte es den Schmugglern zunächst leicht, Waffen an die Assad-Gegner zu verkaufen. Doch seit das syrische Regime die Grenze vermint hat, sei die Sache schwieriger, meint Abu Abdo. „Wir müssen wenig einladende Routen nutzen, um unsere Geschäfte zu machen. Manchmal mussten wir die Waffen mit Eseln transportieren.“

Vor allem leichte Waffen seien im Libanon leicht zu haben, sagt Abu Abdo. „Als der Bürgerkrieg endete, übergaben die Milizen ihre schweren Waffen der Regierung. Die leichten haben sie behalten. Deswegen gibt es auf dem libanesischen Schwarzmarkt ein großes Angebot an solchen Waffen.“

Allerdings haben die Händler selbst im Libanon keinen leichten Stand. Die Polizei nahm beispielsweise am 2. April neun verdächtige Waffenschmuggler fest. Die drei Libanesen und sechs Syrer hätten versucht, zwei mit Waffen und Munition beladenen Lastwagen nach Syrien zu fahren, hieß es aus Armeekreisen.

Im März 2011, als die Proteste gegen Al-Assad begonnen hätten, hätten die Regimegegner noch auf friedliche Reformen gehofft, sagt Abu Abdo. Mit der zunehmenden Gewalt seien dann auch die Preise für seine Schmuggelware gestiegen. Vor Beginn der Revolution kostete ein Kalaschnikow-Sturmgewehr aus Sowjet-Zeiten etwa 300 Dollar (230 Euro). „Jetzt verkaufe ich sie für 1600 bis 2000 Dollar pro Stück.“ Besonders begehrt bei den Rebellen seien Panzerabwehrraketen, fügt er hinzu. Die Aufständischen führten damit Blitzüberfälle auf Regierungstruppen in und um Damaskus aus, so der Waffenschmuggler.

Das Regime in Damaskus gibt vom Ausland finanzierten „bewaffneten Terrorgruppen“ die Schuld an dem Aufstand im Land. Die Terroristen sollen etwa 2200 Menschen getötet haben, behauptet die Regierung. Nach UN-Schätzungen starben in Syrien seit Beginn der Proteste und deren brutaler Niederschlagung durch die Sicherheitskräfte mehr als 9000 Menschen. Die meisten von ihnen seien Zivilisten.

Syrien beschuldigt politische Fraktionen im Libanon, den Waffenschmuggel zu tolerieren und die Rebellen finanziell zu unterstützen. Damaskus verdächtigt vor allem Gruppen, die mit dem ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Saad Hariri alliiert sind. Hariri, ein Sunnit, genießt die Unterstützung der Regionalmacht Saudi Arabien. Auch das saudische Königshaus zählt zu den Sunniten.

Auch die Bevölkerungsmehrheit in Syrien gehört zu den Sunniten. Das Regime wird jedoch von Alawiten, einer schiitischen Sekte, kontrolliert. Saudi Arabien und der Golfstaat Katar wollen ihre sunnitischen Brüder, die syrischen Rebellen, mit Waffenlieferungen unterstützen. Der Westen lehnt das ab.