Analyse: CSU zwischen Solidarität und Galgenhumor

München (dpa) - In der Plagiatsaffäre um den angeschlagenen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg präsentiert sich die CSU nach außen geschlossen wie eine Kompanie Panzergrenadiere.

Doch hinter den Kulissen wird über Guttenberg diskutiert, werden Zweifel wach, machen Witze die Runde. Aller lauten Solidaritätserklärungen zum Trotz nagen auch an manchem CSU-ler Zweifel. Dass Guttenberg im Amt bleiben soll, ist unbestritten - er ist und bleibt der große Hoffnungsträger. Doch sein Ruf hat auch CSU-intern Schaden genommen, das Vertrauen ist beschädigt, sein Krisenmanagement gilt als schlecht.

„Die CSU steht zu Guttenberg“, sagt Innenminister Joachim Herrmann. Der Streit um sein Doktorarbeit sei „seine Privatsache“. Die Verteidigungsstrategie der CSU ist offensichtlich: Welche Fehler Guttenberg auch begangen hat, seine Arbeit als Verteidigungsminister sei davon nicht berührt. Und SPD und Grünen werden beschuldigt, Guttenberg vernichten zu wollen, wie Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich im Bundestag sagte. Nichts eint die CSU mehr, als wenn sie sich einer echten oder vermeintlichen Kampagne ihrer Gegner erwehren muss.

Nach innen sind viele in der CSU viel skeptischer. „Gigantisch peinlich“, nennt ein Landtagsabgeordneter die Affäre, „definitiv scheiße“ ein anderer. Wie in der Bevölkerung gehen auch in der CSU die Meinungen auseinander: Viele Nichtstudierte halten die ganze Aufregung für völlig übertrieben. „Bei uns sagen viele Leute: Wen interessieren Fußnoten? Wir haben drei tote Soldaten in Afghanistan“, sagt Sozialstaatssekretär Markus Sackmann.

Akademiker neigen dazu, den Fall Guttenberg ganz anders zu bewerten - auch in der CSU. Sie sehen die vielen abgeschriebenen Passagen in der Doktorarbeit als schweren Verstoß gegen den Anstand, als Hochstapelei und Betrug in der Wissenschaft. Natürlich werde ein Schaden bleiben, meint ein CSU-Politiker dazu. Guttenberg sprach bisher Professoren wie Handwerksmeister gleichermaßen an. Bei den Akademikern ist sein Ruf erst einmal ruiniert.

Und auch in der CSU wird natürlich aufmerksam registriert, dass Guttenberg die Vorwürfe zuerst als „abstrus“ bezeichnete, kurze Zeit später „gravierende Fehler“ einräumte und seiner eigenen Doktorarbeit „Blödsinn“ bescheinigte. Und auch viele CSU-ler sind nicht überzeugt, dass Guttenberg wirklich rein versehentlich abschrieb und kopierte.

Die Partei flüchtet sich in Galgenhumor. Die Abgeordneten der Münchner CSU-Landtagsfraktion erzählen sich gegenseitig Gutti-Witze. „Kommt der Techniker ins Verteidigungsministerium und sagt: Ich soll den Kopierer reparieren.“ Die Antwort des Pförtners: „Der ist gerade in Afghanistan.“ Oder auch: „Was wird man noch schwerer los als die Grippe?“ Antwort: „den Doktor“.

Doch die CSU weiß, was sie Guttenberg zu verdanken hat. Den Anstieg der Umfragewerte von etwa 40 auf 46, 47 Prozent führen viele auf Guttenberg zurück - auch wenn Parteichef Horst Seehofer das immer bestreitet. „Er ist einer unserer Spitzenleute“, sagt der Münchner Sozialpolitiker Joachim Unterländer. „Wir glauben, dass er nach der Erklärung seine Rolle wieder übernehmen kann“, berichtet er über die Stimmung in seinem Ortsverband.