Analyse: Masterplan auf Hochtouren
Mönchengladbach (dpa) - Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Seit zwei Jahren läuft beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) der Masterplan „Brasilien 2014“. Nach dem vorletzten Testländerspiel gegen Kamerun wird Joachim Löw am Montag die „schwere Aufgabe“ erledigen, seinen Spielerkader von 26 auf 23 Akteure zu reduzieren.
Dann können die DFB-Organisatoren um Teammanager Oliver Bierhoff und Büroleiter Georg Behlau die letzten Schritte konkretisieren. „Die Stimmung ist hervorragend“, erklärte der Bundestrainer vor der letzten Etappe der WM-Präparierung. „Die Herausforderung ist riesig“, sagte Behlau, Leiter des Büros Nationalmannschaft, zu den kommenden Wochen.
Am Samstag um 22.00 Uhr wird der deutsche WM-Tross mit dem Sonderflieger LH 2014 in Frankfurt Richtung Brasilien abheben. Um 3.40 Uhr Ortszeit ist nach knapp elf Stunden Flugzeit die Landung in Salvador geplant. Von dort geht es mit einer kleineren Maschine weiter nach Porto Seguro. „Es wäre ein Traum, am 13. Juli in Rio de Janeiro im WM-Finale zu stehen“, hat Löw gesagt. Damit hat er für die Spieler, aber auch alle anderen Mitreisenden, die für die besten Rahmenbedingungen während der schwierigen Weltmeisterschaft in Südamerika verantwortlich sind, ein hohes Ziel vorgegeben. „Wir gehen mit einer Supertruppe in das Land des Rekordweltmeisters. Wir müssen das als Chance begreifen“, unterstrich Behlau.
23 Spieler, drei Trainer, der Manager und 33 Personen aus dem internen Stab werden Pfingstsonntag das Campo Bahia, das deutsche WM-Stammquartier an der brasilianischen Atlantikküste, beziehen. Laut Bierhoff hat der Verband beim Neubau der abgeschieden gelegenen Appartementanlage den Wettlauf mit der Zeit gewonnen. Noch zehn weitere DFB-Mitarbeiter werden in einem anderen Hotel untergebracht. Die ersten aus dem DFB-Tross sind schon seit Wochen vor Ort, darunter ein Koch. Am Mittwoch wird die Vorhut aufgestockt. „Da machen wir den Feinschliff, bevor die Mannschaft kommt“, erläuterte Behlau.
Die Profis um Mesut Özil dürfen zunächst noch zwei Tage Heimaturlaub genießen. Sie haben von Löw aber einen individuellen Trainingsplan erhalten. „Einige müssen noch eine höhere Belastung absolvieren“, sagte der Bundestrainer, andere dürfen mehr regenerieren. Das Bayern-Trio Manuel Neuer (Schulterverletzung), Philipp Lahm (Fußblessur) und auch Bastian Schweinsteiger (Patellasehen-Probleme) wird mit einem DFB-Fitnesscoach in München üben.
Um Neuer als wohl größtes Sorgenkind soll sich auch Bundestorwarttrainer Andreas Köpke vor Ort kümmern. „Ich will es nicht unbedingt als Nachteil sehen, wenn sie pausieren mussten“, erklärte Löw zu den in der abgelaufenen Saison hoch belasteten Neuer und Lahm. Trotz der Personalsorgen wertete Bierhoff die Tage im norditalienischen Passeiertal als Erfolg. „Alle Spieler waren sehr professionell, jeder hat sich dem Bundestrainer angeboten, hat um seinen Platz gekämpft. Mein Eindruck ist außerdem, dass in Südtirol echter Teamgeist entstanden ist“, betonte der Manager.
„Sicher ist, dass unser Trainingslager in Südtirol durch den schlimmen Unfall vom Dienstag belastet ist. Wir alle im DFB sind tief betroffen“, sagte Bierhoff. Der Urlauber aus Thüringen sei auf dem Weg der Besserung und auch schon wieder zu Hause, informierte er vor dem Kamerun-Spiel. Die weiteren „Störfaktoren“, die von außen ausgemacht worden seien, „haben ihren Ursprung zeitlich lange bevor wir uns zur WM-Vorbereitung getroffen haben“, ergänzte der Manager.
Am Donnerstag trifft sich der WM-Kader in Mainz wieder, dann in der Turnierbesetzung. Einen Tag später tritt das Löw-Team zur WM-Generalprobe gegen Armenien an. Der Großteil der zwölf Tonnen Gepäck allein für die Mannschaft einschließlich 20 Trikotsätzen, Trainingsausrüstung, Fitnessgeräten, Mountainbikes, Technik und medizinischer Ausrüstung wird dann schon in Brasilien sein. „Insgesamt bewegen der DFB und seine Partner rund um das Teamquartier mehr als 23 Tonnen“, berichtete der 45 Jahre alte Behlau. Die Spieler selbst müssen sich beim Kofferpacken eigentlich nur um Unterwäsche und Waschzeug kümmern, wie Thomas Müller bemerkte.
In Brasilien, im Staat Bahia, ist auch ein extra Trainingsplatz für die deutschen Stars angelegt worden. „Mit Rainer Ernst konnte ein erfahrener Fachmann für die Platzgestaltung gewonnen werden. Er hat unter schwierigsten Bedingungen in kurzer Zeit eine Toptrainingsanlage entstehen lassen“, erzählte Behlau. Ein Hauptplatz mit Flutlicht, dazu ein Nebenplatz für Regenerations- und Torwarttraining, ein Funktionsgebäude sowie ein Fitnesszelt gehören zum Trainingszentrum, das 1,4 Kilometer vom Teamhotel entfernt ist. Zum Medienzentrum sind es vom Campo Bahia sogar nur 700 Meter. „Wir haben gute Hoffnung, dass alles stehen wird“, sagte Behlau.